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Burgen, Schlösser, Wehrkirchen und Ruinen
- Reisetagebuch meiner vierten Rumänienreise, August 2006 -


8. Tag, 14.08.2006
 

Am Morgen trafen wir uns mit Miri und Attila am Hotel, wir waren alle vier sichtlich noch müde. Aber sie hatten CDs dabei und so hatten wir in den nächsten Tagen wenigstens Musik. Auf der E576 fuhren wir Richtung Norden bis Rascruci. Nach einem Fotostopp am Castelul Banffy, welches einst eine Schule beherbergte und im Inneren derzeit restauriert wird, gingen wir auf der anderen Straßenseite zur Post, um dort Briefmarken für meine Karten zu kaufen. Auf der Straße roch es stark nach Gas, offensichtlich hatte eine der Leitungen in unmittelbarer Nähe ein Leck. Nicht sehr beruhigend... Im Postamt fragte Attila nach den Briefmarken für mich; nach einem kurzen Moment kam die Frau mit mehreren Marken zurück und teilte uns mit, dass sie alles zusammengenommen nur noch Briefmarken für EINE Postkarte nach Deutschland hätte. Diese hätte ich dann allerdings so zukleben müssen, dass man den Text nicht mehr hätte lesen können...


Rascruci: Castelul Banffy
 

Unser nächstes Ziel, Castelul Banffy in Bontida (Bruck), dessen erste Ursprünge bis ins 12. Jahrhundert zurückgehen, hatte ich bereits vor drei Jahren besucht. Damals wurde an dem Schloss überall gearbeitet und auf einem der Türme des Hauptgebäudes war das Dachgebälk erneuert worden. Ich war gespannt, was sich in den letzten Jahren dort getan hatte. Zu meiner Verwunderung sah auf den ersten Blick jedoch fast alles noch genauso aus...

Zwar hatten sich Kleinigkeiten verändert, so wurde ein Kiesweg angelegt und im Nebengebäude ein "Kulturcafe" eingerichtet (welches jedoch geschlossen hatte); das Dach des ruinösen Hauptgebäudes jedoch war noch immer nicht fertig gedeckt und selbst das Portal, an dem bereits vor drei Jahren gearbeitet wurde, war noch nicht gänzlich fertig gestellt. Rumänische Mühlen mahlen hier offensichtlich sehr langsam. Einst wurden für Sicherungsmaßnahmen 500.000 Euro zur Verfügung gestellt - mir drängte sich zwangsläufig die Frage auf, was mit diesem Batzen Geld in den letzten Jahren geschehen war.


Bontida (Bruck): Castelul Banffy
 

Aus fotografischer Sicht war mir das Gebäude in ruinösem Zustand natürlich lieber. Aber in einem Zeitraum von drei Jahren hätte ich doch ein deutlich größeres Vorankommen erwartet. Nachdem wir das Schloss durchschritten hatten, kroch ich über eine Fensteröffnung noch in die zum Teil bereits eingestürzten Kellergewölbe. Auch in den Räumen darüber fiel in letzter Zeit wohl einiges in sich zusammen, wie uns auch ein Arbeiter bestätigte, der uns vor dem Betreten der Innenräume warnte.

Der Himmel verdunkelte sich und Regen kündigte sich an. Letzte Sonnenstrahlen erhellten die verfallenen Mauern vor den dunkelgrauen Wolken. Am Ausgang überreichte man uns noch vier Postkarten mit historischen Ansichten, als das Schloss noch erhalten war. Unfassbar, dass es im zweiten Weltkrieg von den Nazis durch Brandstiftung zerstört wurde.


Bontida (Bruck)
 

Als wir Luna de Jos (Lone) erreichten, öffnete sich der Himmel und ein Wolkenbruch tat sich über uns auf. Es machte nicht den Anschein, als würde es so bald wieder aufhören zu regnen und so schnappte ich mir einen Schirm und stiefelte für ein Foto zur Ruine des Castelul Teleky / Teleki, welches nur ein kurzes Stück neben der Straße stand. Allerdings war das einstig stolze Schloss, von dem heute nur noch eine Turmruine steht, ringsum von einem Holzzaun umgeben und somit offensichtlich auf Privatgrund. Ich schoss zwei Bilder und hatte trotz Schirm meine Mühe, dass meiner Kamera in dem peitschenden Regen nicht nass wurde. Kaum saß ich wieder im Auto, ließ der Regen nach und hörte schließlich gänzlich auf. Toll, dazu hätte sich das Wetter auch fünf Minuten eher entscheiden können... Später hielt ich dann nochmals vor der Schlossruine und machte ein weiteres Foto, welches nicht mehr im Regengrau ertrank.


Luna de Jos (Lone): Castelul Teleky
 

Im Nachbardorf Dabaca (Dobeschdorf) suchten wir die Festungsruine, welche sich am linken Ortsende befand. Zuvor stoppten wir jedoch noch bei einem knuffigen Esel, der am Straßenrand stand und fütterten ihn mit Obst. Neben unserem Parkplatz unterhalb der Festung führte zudem eine nicht mehr ganz neue Holzbrücke über den vom Sturzregen reißenden Bach. Ich hatte natürlich nichts besseres zu tun, als darauf für ein Foto herumzuturnen.


 

Von der Festung selbst stand außer den (teilweise rekonstruierten) Außenmauern sowie deutlichen Wällen und Gräben nicht mehr viel. Ein noch vorhandener Turmstumpf war mittlerweile fast gänzlich zugewuchert. Einst bestand die vom Grundriss her trichterförmige Festungsanlage aus drei Teilen. Erbaut wurde sie bereits im 10. Jahrhundert und galt bis zum 14. Jahrhundert als wichtige Anlage. Die Steine von Dabaca wurden später zum Teil für den Bau des Banffy-Schlosses in Bontida (Bruck) verwendet.


Dabaca (Dobeschdorf)
 

Laut meinem Buch "Historische Stätten Siebenbürgen" gab es einst auch in der Stadt Gherla (Neuschloss) eine Festung, wohin wir als nächstes fuhren. Allerdings war dort weder viel zu sehen, noch überhaupt etwas von einer historischen, denn einer neuzeitlichen Festung zu erkennen. Auf dem Gelände der einstigen Burg befindet sich heute das Gefängnis. Von außen war aufgrund der hohen Umfassungsmauern nicht auszumachen, in wie fern dort überhaupt noch originale Bauteile der ehemaligen Festungsanlage vorhanden sind.

Wir verließen die Hauptstraße und fuhren östlich durch idyllische Landschaften bis Taga (Zegen). Vor dem relativ kleinen Häuschen des Castelul Wass pflückte die Verwalterin mit ihren Kindern unreife Pflaumen (warum pflückt man unreifes Obst?). Sie erzählte uns, dass das Haus derzeit leer steht, bzw. nur von ihr bewohnt wird. Das Schlösschen wurde vor kurzem jedoch an die Adelsfamilie zurückgegeben, die es nun restaurieren und selbst wieder beziehen will. Einst standen auf dem Gelände noch weitere Gebäude, so zum Beispiel eine separate Bibliothek. Diese Seitenbauten sind jedoch mittlerweile allesamt nicht mehr vorhanden.

Die Frau fragte uns, ob wir auch die Familiengruft sehen wollten - und natürlich wollten wir ;-)  Ihre Tochter führte uns den Hügel hinauf; selbst wenn wir gewusst hätten, dass sich irgendwo dort eine Gruft befindet, so hätten wir sie sicherlich kaum gefunden. Abseits des Weges, inmitten der Büsche versteckt sich die Familiengruft. Heute sind alle Grabkammern leer, da die Leichname auf den örtlichen Friedhof umgebettet wurden. Bei dem Mädchen bedankte ich mich mit ein paar Süßigkeiten, welche ich für Kinder immer bei mir trug.


Taga (Zegen): Castelul Wass
 

Als wir zurück am Castelul Wass ankamen, gestattete uns die Verwalterin, uns auch den Weinkeller anzuschauen, welcher von außen zugänglich war. Unten angekommen befand sich vor uns ein verrostetes Gittertor. Ich quetschte meinen Arm und meine Kamera durch das Gitter, um ein Foto vom gegenüberliegenden Gewölbe zu machen - um gleich darauf festzustellen, dass das Tor gar nicht verschlossen, sondern nur angelehnt war... Als ich den Keller verließ, stieß ich mir auch noch den Kopf ziemlich schmerzhaft an der niedrigen Decke des Ausgangs.

Wir folgten der Straße zurück nach Gherla (Neuschloss), nebenbei bemerkt eine optisch eher abschreckende Stadt. Weiter Richtung Norden fanden wir in Dej nach kurzem Verwirrspiel die (mal wieder nicht ausgeschilderte) Straße nach Manastirea (Benesdorf). Die Schlossruine des Castelul Kornis ist sogar auf dem Satellitenbild über GoogleEarth erkennbar. Das Hauptgebäude des Schlosses wurde 1573 bis 1593 errichtet, die Nebengebäude um 1680. Im Jahre 1720 wurde der Torturm, welcher einst eine Zugbrücke besaß, mit Statuen von wachenden Einhörnern umbaut, von der noch heute eine erhalten ist. Zerstört wurde die Anlage im zweiten Weltkrieg.


Manastirea (Benesdorf): Castelul Kornis
 

Links neben der Schlossruine befand sich ein weiterer prunkvoller Bau, von dem mir nicht bekannt ist, ob er einst ebenfalls zur Schlossanlage gehörte (im Grundriss ist er nicht mit enthalten). Zuletzt war in dem an zwei Seiten mit Säulen geschmückten Gebäude offensichtlich eine Schule untergebracht, auch wenn dies bereits mehrere Jahre zurück liegen musste. Im Inneren war alles stark verstaubt und der Boden mit herunter gebrochenem Putz bedeckt. Doch fanden sich hier neben Schulbüchern, Schautafeln und Schulbänken sogar noch einzelne Flaschen und Kolben aus dem Chemie-Unterricht. Eines dieser kleinen Fläschchen mit Glaspfropfen nahm ich mir als Andenken mit.

Nachdem wir alles besichtigt hatten, wobei nicht alle Räume zugänglich waren, fragten wir uns, was wir nun tun sollten. Zur Wahl stand zurück nach Cluj zu fahren oder im Umfeld von Bistrita weitere Bauten anzufahren und dafür einen deutlich längeren Rückweg in Kauf zu nehmen. Angesichts des erst frühen Nachmittages entschieden wir uns für Letzteres, was mir natürlich entgegen kam. Umso mehr ich sah, umso besser.

Es dauerte eine Weile, bis wir über holprige Nebensträßchen den kleinen Ort Morut (Moritzdorf) südwestlich von Bistrita (Bistritz) erreichten. Zuvor hatten wir uns auch noch verfahren und mussten deshalb auf einem unwegsamen Sträßchen erst mal kilometerweit eine Hügelkette überqueren, um wieder auf deren richtige Seite zu gelangen. Mehr als einmal schlugen wir dabei aufgrund der vielen Schlaglöcher mit der Unterseite unseres Wagens auf. Im nächsten Ort fragte Attila in einem kleinen Lädchen nochmals nach dem richtigen Weg und wir gönnten uns bei dieser Gelegenheit auch gleich ein Eis. Es machte doch manches einfacher, jemanden dabei zu haben, der Rumänisch spricht.

Ein matschiger Viehtriebweg führte vom Ort zur Ruine der kleinen Wehrkirche hinauf, die mit ihren Fenstern und steinernen Türrahmen jedoch ein sehr schönes und malerisches Bild darbot. Selbst steinerne Deckenverzierungen waren noch erhalten sowie die Schießscharten im Turm, auf den eine hölzerne Treppe führte. Diese war jedoch bereits extrem morsch und einzelne Stufen fehlten. Ich überlegte eine Weile, wollte dann aber den Aufstieg wagen. Das wacklige Geländer bot keinerlei Halt mehr, manche Stufen bogen sich bedrohlich durch und überhaupt war das gesamte Gerüst alles andere als sicher. Dennoch kam ich oben an, verzichtete dann jedoch auf den weiteren Aufstieg. Die Leiter zum oberen Turmgeschoss war mir dann doch eindeutig zu unsicher.


Morut (Moritzdorf)
 

Nach einem Fotostopp an der Kirchenburg von Lechinta (Lechnitz), vor der mehrere Hühner mit ihren unzähligen Küken herumliefen, fuhren wir weiter Richtung Bistrita (Bistritz). Wir durchquerten die Stadt und bogen dahinter links ab, bis wir Dumitra (Mettersdorf) erreichten. Ich wollte ursprünglich nur den Torturm der einstigen Kirchenburg fotografieren, da er als einziger von ihr übrig geblieben war. Schließlich stieg ich aber doch noch zum neuen Kirchenschiff hoch. Im Inneren der Kirche, welche gerade restauriert wurde, wurde man förmlich erschlagen - Kanzel und Altar waren mit mehreren Schichten weißer Stoffe behangen und sahen aus, als hätte man sie in dutzende Brautkleider gehüllt. Die Decke war auf blauem Hintergrund mit goldenen Verzierungen und farbintensiven Heiligenfiguren bemalt und wirkte dadurch sehr kitschig, fast schon unecht. Das durch das sternförmige Rundfester unter dem Dachgiebel einfallende abendliche Sonnenlicht schien diese Wirkung noch zu verstärken. Auf dem Boden neben dem Altar kniete auf einem kleinen Kissen ein altes Mütterchen und betete fast wie in Trance, so dass man das Gefühl hatte, als wolle sie Vergebung für all ihre Lebenssünden erflehen. Alles in allem ein sehr skurriles Bild.


Dumitra (Mettersdorf)

 

Nun fuhren wir zurück nach Bistrita (Bistritz). In jedem Reiseführer erwähnt, und das nicht nur wegen der Dracula-Legende, hatte ich eine gewisse Vorstellung von der Stadt. Diese wurde allerdings so gar nicht erfüllt. Es herrschte viel Verkehr und links und rechts der Durchgangsstraße konnte man kaum etwas Interessantes entdecken. Selbst im Stadtkern mit der Kirche hatte man keinesfalls den Eindruck, in einer für den Tourismus sonderlich interessanten Stadt zu sein.

Wir fuhren durch kleine Sträßchen um den Stadtkern herum, wo ich die verschiedenen Teile der einstigen Stadtmauer fotografierte. Stellenweise wurden die Mauerstücke von Toren unterbrochen, deren Farbe abblätterte und davor verliefen oberirdische Gaszuleitungen, die gelb lackiert waren. Nicht wirklich sonderlich attraktiv. Lediglich das noch große Stück der Stadtmauer mit seinem Turm gab noch in etwa wieder, wie die Schutzmauer einst ausgesehen haben mag. Allerdings haben wir diesen Teil der Stadtmauer erst nach einiger Suche und dank Miris Gespür gefunden.


Bistrita (Bistritz), Stadtmauer

In dessen Nähe entdeckten wir eine Supermarktkette, die auch in Deutschland vertreten ist. So hielten wir dort an, um unsere Nahrungs- und Getränkevorräte aufzufüllen. Allemal günstiger, als dies in Punkto Getränke stets an der Tankstelle zu tun. Zu unserem Erstaunen gab es hier viele Eigenmarken des Marktes, welche auch in Deutschland im Sortiment zu finden sind. Andererseits wurde aber natürlich auch vieles angeboten, was bei uns nicht erhältlich ist - und so wurde der Einkaufswagen schließlich voller, als ursprünglich geplant.

Nach dem Einkaufs-Rausch suchten wir uns eine Pizzeria (mir fällt ihr Name nicht mehr ein, aber irgendwas mit "V". Von der Stadt kommend lag sie links an der Ausfallstraße Richtung Suceava). Es dauerte eine Weile, bis Attila uns die meisten Punkte der Karte übersetzt hatte und beim Bestellen hatten wir dann auch noch Extrawünsche (der Arme). Die Bedienung war jedoch sehr freundlich und unsere Sonderwünsche stellten auch kein Problem dar. Zwar dauerte es etwas lange, bis wir unsere Pizzen und Salate bekamen, aber dafür war es sehr lecker.

Die Rückfahrt wurde lang und quälend, immerhin lagen noch über 120 Km vor uns, was auf den rumänischen Straßen und zudem bei Dunkelheit nicht gerade wenig war. Unterwegs wurde vor uns auch noch eine Katze überfahren, der absolute Horror für uns. Nachdem der Verursacher einfach weiter fuhr hielten wir zwar an, konnten aber nichts mehr für das Tier tun. Dieses Bild verfolgte mich die ganze Nacht und noch darüber hinaus.

Etwa 40 Km vor Cluj wurde ich so müde, dass ich nicht mehr fahren konnte und Attila übernahm das Steuer. Kurz vor zwei Uhr kamen wir endlich im Hotel an und fielen nur noch völlig fertig ins Bett.


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