Rumaenienburgen

 

 
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5. Tag, 21.08.03

Am Morgen erwachte ich mit ziemlich starken Bauchschmerzen, sodass ich auf das Frühstück verzichtete. Stattdessen gönnte ich mir eine ausgiebige Dusche und nach dem Packen fuhren wir in Richtung Osten, mit Ziel Lacu Rosu ("Roter See", der aufgrund der vielen, sich darin befindenden Baumstümpfe auch "See der Gepfählten" genannt wird). Die Straße von Balauseni (wo sich mehrere Störche ihr Nest auf Strommästen gebaut hatten) nach Sovata war die reinste Katastrophe, eine einzige Rüttel-Partie! Ich glaube, ich habe noch nie derart viele und tiefe Schlaglöcher auf einer Straße gesehen. Das war selbst für eine Rumänische Straße extrem und so brauchten wir für die rund 50 Km fast 3 Stunden. Irgendwann erreichten wir gut durchgeschüttelt den Lacul Rosu, von dem es auf einer Internetseite hieß, dass er aufgrund des Bodens rotes Wasser habe und sich darin unzählige, versteinerte Baumstämme befänden. Also von rotem Wasser war hier nichts zu sehen und davon, dass die Baumstämme wirklich versteinert waren, war ich auch nicht gerade überzeugt. Zumindest sahen sie nicht so aus. Den Namen hat der See in Wirklichkeit übrigens aufgrund seines in der Abenddämmerung rot schimmernden Wassers.


Der "rote" See

Da am Lacul Rosu aufgrund von unzähligen Touristen absolut kein Parkplatz zu finden war, fuhren wir erst noch ein Stück weiter, zur Bicaz-Klamm. Eine unbeschreiblich schöne Landschaft, links und rechts türmten sich bizarre Felsberge auf und wir fuhren durch kantige Fels-Tunnel. Allerdings war auch dieses Gebiet von massenhaft Touristen übervölkert, was das natürliche Bild leider zeitweise zerstörte.

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Die Bicaz-Klamm

Eigentlich wollten wir danach noch nach Gherman fahren, weil bei diesem nahe gelegenen Ort auf meiner Karte eine Höhle vermerkt war. Die eingezeichnete Straße dorthin war jedoch unauffindbar (oder es handelte sich mal wieder um einen der unbeschilderten, steinigen Seitenwege), sodass wir ziemlich bald zurück zum Lacul Rosu fuhren. Dabei mussten wir uns bei der Fahrt ziemlich nah auf der Schräge einer Felswand entlang schlängeln, damit die Busse passieren konnten, die uns ständig entgegen kamen.

Wieder am See angekommen, fanden wir diesmal auch einen Parkplatz und gingen hinunter zum Wasser. Zum Glück war das Gebiet, auf dem man mit den dort auszuleihenden Booten fahren durfte, begrenzt, sonst wäre es wohl unmöglich gewesen, ein Foto ohne Leute im Hintergrund zu schießen. Landschaftlich war es wirklich sehr schön, aber eben nicht ganz so, wie wir es uns vorgestellt hatten. So machten wir auch nur noch ein paar Bilder von uns vor dieser Kulisse und gingen zurück zum Auto.

Die Straße mit den Schlaglöchern wollten wir auf dem Rückweg auf keinen Fall nochmals fahren, also entschieden wir uns für eine kleine Seitenstraße, die zwischen Gheorgeni (dt. Niklasmarkt) und Ordorheiu Secuiest (dt. Oderhellen) verläuft. Sie war zwar nicht gut, aber zumindest besser, als jene von der Hinfahrt. Leider setzte auf diesem Weg heftiger Regen ein, der aber zum Glück recht schnell wieder nachließ und schließlich ganz aufhörte. Unterwegs kamen wir noch an einem großen See vorbei, der auf meiner Karte allerdings gar nicht eingezeichnet war. Deswegen habe ich auch keine Ahnung, wie er heißt.

In Ordorheiu Secuiesc (Oderhellen) kaufte ich an einer Tankstelle eine große Tüte voll mit Süßigkeiten für die Kinder in Viscri (unser Tagesziel), bevor wir unseren weiteren Weg fortsetzten. Vorbei an den (mal wieder verschlossenen) Kirchenburgen in Drauseni (dt. Draas), Cata (dt. Katzendorf) und Homorod (dt.Hamruden) fuhren wir bis nach Rupea (dt.Reps), wo ich vom Tal aus noch ein Foto von der Burgruine schoss, die ich bei -26°C und mit Eisklümpchen an den Wimpern bereits im Winter 2002 besichtigt hatte.


Kirchenburgen in Drauseni (dt. Draas) und Cata (dt. Katzendorf)

In Dacia (dt. Stein) überlegte ich, ob ich (wie geplant) gleich nach Viscri (dt. Deutsch Weißkirch) fahre oder vorher erneut den Versuch unternehme, nach Cobor (dt. Kiewern) zu kommen (auf meiner Karte ist in Cobor eine Burg eingezeichnet, weshalb ich den Ort bereits bei meiner Winterreise 2002 besuchen wollte. Damals allerdings vergeblich, da alle Wege unbefahrbar vereist und verschneit waren). Ich entschied mich für letzteres und fuhr auf jene Straße, von der man mir im Winter erzählte, dass sie nach Cobor führen würde. Unterwegs fragten wir noch 3 junge Waldarbeiter nach dem Weg. Einer von ihnen konnte gebrochen Englisch und zeichnete uns eine grobe Karte auf ein Blatt. Resultat war, dass wir irgendwann im tiefsten Wald landeten, sich vor uns ein unbezwingbares Schlammloch breit machte und wir mit dem Auto über Steine und gefälltes Holz rückwärts zurück fahren mussten. In diesem Moment dachte ich (und das nicht zum ersten Mal), dass ich froh war, dass es sich hier nicht um mein Auto handelte.


Kirchenburg in Homorod (dt. Hamruden) & Ruine der Bauernburg in Rupea (dt. Reps)

So schnell wollte ich jedoch nicht aufgeben und ich fuhr (wie bereits im Winter) nach Jibert, um mich dort nach dem Weg zu erkundigen. Man gab mir als Auskunft, dass ich über den Nachbarort "Lovnic" Cobor erreichen würde, also fuhr ich dort hin. Eine Straße nach Cobor war jedoch weit und breit nicht zu finden, so dass ich erneut nachfragte. Diesmal meinte man, ich müsste zurück nach Jibert und von dort aus weiter. Was für eine Irrfahrt... In Jibert klärte sich dann des Rätsels Lösung: Die in meiner Karte eingezeichneten "Straßen" waren in Wirklichkeit absolut unbefahrbare Feld- und Waldwege. Cobor ist (von der Luft aus gesehen) zwar ein Nachbarort, tatsächlich aber von einer Hügelkette umgeben und deshalb nur über Fagaras (dt. Fagarasch) erreichbar, was eine Umweg-Strecke von über 40 Kilometern bedeutet hätte. Zudem sagte man mir, dass es in Cobor gar keine Burg gäbe, sondern nur eine ungarische Kirche (was sich bei einer späteren Reise übrigens als unwahr herausstellte. Denn in Cobor gibt es sehr wohl eine Burg, genauer gesagt eine teilruinöse Kirchenburg). Inzwischen waren 1 ½ Stunden vergangen, für nichts. Aber auch, wenn es dort keine Burg geben sollte - bei meiner nächsten Reise nach Rumänien werde ich Cobor einen Besuch abstatten, und wenn es nur aus Trotz ist. So leicht lasse ich mich da nicht unterkriegen ;-)

Nun endlich machten wir uns von Dacia auf ins 8 Kilometer entfernte Viscri. In Deutschland konnte ich Viscri bisher leider in kaum einem rumänischen Reiseführer finden, im Gegensatz zu dem Reisebüchern aus den USA. Das war wohl auch mit ein Grund, warum die Autorin Angela Sommer-Bodenburg Anfang der 90er den Ort auf ihrer Rumänienreise anfuhr, wo letztendlich Band 16 ihrer Reihe "Der kleine Vampir" spielt. Aber sie hätte wohl auch kaum einen besseren Ort für die Geschichte "Der kleine Vampir und Graf Dracula" (ehemals "Anton und der kleine Vampir - Die Reise zu Graf Dracula") finden können. Besitzt Viscri doch "die liebste Burghüterin ganz Rumäniens" und stellt auch die Burg an sich etwas Besonderes dar. Die meisten Kirchenburgen Rumäniens befinden sich mitten in der Ortschaft und sind oftmals auch nicht für Besucher zugänglich. Die Kirchenburg in Viscri hingegen ist nicht nur die drittgrößte (und meines Erachtens nach schönste) Kirchenburg Transsilvaniens / Siebenbürgens, sondern besitzt auch die Besonderheit, dass sie auf einem Hügel etwasd oberhalb Dorfes steht.


Kirchenburg über Viscri (dt. Deutsch Weißkirch)

Sara Dootz (die Burghüterin) freute sich sehr über unseren Besuch und auch ich freute mich sehr, sie wiederzusehen. Sie ist wirklich eine unheimlich liebe und herzensgute Frau, die man einfach gern haben muss. Nur kurze Zeit nach unserer Ankunft wurde die Stille im Dorf durch eine angenehme Geräuschkulisse durchbrochen. Unzählige Kühe, Pferde und Ziegen zogen durch die Straßen und wir erfuhren, dass die Tiere jeden Abend bei Sonnenuntergang alleine von der Weide zurück in ihren Stall kommen und morgens alleine zur Weide gehen. Unglaublich.


Die Burghüter der Kirchenburg Viscri

Nach einem wirklich sehr leckeren Abendessen bei Sara (es gab Kartoffeln, Spiegeleier, Salat und Wassermelone - alles aus ihrem Garten) gab ich ihr die Geschenke, die ich ihr von mir sowie von Angela & Burghardt (Sommer-)Bodenburg mitgebracht hatte. Sie freute sich sehr darüber und es war richtig schön, sie so glücklich zu sehen. Ich gab ihr auch eine große Tüte voll Süßigkeiten für die Kinder im Dorf und bei Dämmerung fuhren wir mit Sara hinauf zur Burg, wo Andrea und ich die Nacht verbringen würden. Darauf freute ich mich schon die ganze Zeit.


Unser Schlafgemach
Ich wählte das Bett hinten links, da das darüber liegende Fenster zur Burg zeigte


Abendessen bei Sara

Untergebracht waren wir im Häuschen vor der Burg, das sehr einfach, aber gemütlich eingerichtet war. Von den drei Betten beschlagnahmte ich sofort jenes, von dem ich durchs Fenster direkt auf die Burg blicken konnte. Auf der Burg zeigte uns Sara noch den Schandstein. An diesem mussten einst jene Frauen getraut werden, die bereits vor der Hochzeit schwanger waren und die der Pfarrer damals deshalb nicht am Altar in der Kirche traute. Anschließend unterhielten wir uns noch eine ganze Weile über rumänische Bräuche, Sagen, Vampire und Strigoi (unruhige Geister von Toten mit übernatürlichen Fähigkeien oder Vampirwesen), Knoblauch, Bauernregeln und den kleinen Vampir, bevor wir Sara zurück zum Tor und zum Ort begleiteten. Wieder am Burghäuschen angekommen, bezogen wir unseren Betten und suchten die Toilette auf - stilgerecht handelte es sich hierbei um ein Plumpsklo *g* Andrea fand das weniger witzig, da sie an diesem Tag irgendein Essen nicht vertragen hatte... ;-)


Die Kirchenburg Viscri bei Nacht. Links unser Gästehäuschen.

Anschließend zog ich noch etwa eine Stunde alleine durch die Burg, um jeden Winkel auch bei Nacht zu fotografieren. Neben Burg Corvin in Hunedoara hatte ich hierfür extra mein Stativ mitgenommen. Zwischenzeitlich raschelte es immer wieder im Gebüsch und meine Mini-Taschenlampe gab auch so langsam ihren Geist auf. Aber das alles sollte mich nicht abschrecken. Einzig auf den Turm mit seiner steilen Steintreppe bin ich bei Nacht nicht gegangen. Welche Pflanze in der Dunkelheit mal wieder schmerzhaft den Kontakt mit meinen Beinen suchte, brauche ich an dieser Stelle wohl nicht mehr zu erwähnen... :-#

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