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6. Tag
Fr. 26. Juli 2019

Da wir drei Tage in Cluj bleiben würden, hatte ich extra ein Hotel mit Wäscherei-Service gebucht. So konnten wir unsere Sachen zwischendurch waschen lassen und mussten nicht für volle 14 Tage Kleidung mitnehmen. Wir gaben also unsere Schmutzwäsche an der Rezeption ab und gingen zum Frühstücksraum. Das Frühstück war "rumänischer Standart", aber völlig ausreichend. Lediglich frisches Obst gab es leider nicht.

Der heutige Tag führte uns an den nördlichsten Punkt unserer diesjährigen Rumänienreise, bis hinter Baia Mare im Bezirk Maramures. Erster Stopp war das Conacul Marcka.

Erbaut wurde das Herrenhaus im 19. Jahrhundert von der Familie Hatfaludy für ihren Sohn István. Das Dach begann im Jahr 2016 einzustürzen und war mittlerweile fast vollständig eingebrochen. Leider wurden die kunstvollen Kachelöfen, die auf Fotos von 2017 noch vorhanden waren, zwischenzeitlich entfernt oder gestohlen.



Conacul Marcka / Conacul Hatfaludy


Vor dem Castelul Josika saßen mehrere Hunde. Wir umrundeten das Anwesen, fanden jedoch keinen Zugang. Also gingen wir zurück zum Tor einer gegenüberliegenden Firma, wo ich den dortigen Wächter ansprach. Er führte uns zu einem Mann, den ich fragte, ob wir das Schlösschen zum Fotografieren betreten dürften. Leider ließ er sich auch dann nicht dafür erweichen, als ich ihm Geld bot. Im Grunde ja positiv, dass hier aller Vorurteile zum Trotz mit Bestechung nicht alles easy erreichbar ist, für uns in diesem Fall aber natürlich schade. Wenigstens den einen Innenraum mit Kamin und einer Stuckdecke, von dem ich ein Bild aus dem Internet kannte, hätte ich zu gerne gesehen. Der Mann meinte jedoch, er dürfe uns leider nicht aufschließen, weil es wegen Einsturzgefahr einfach zu gefährlich sei. So marode sah das Anwesen gar nicht aus und ich war auf meinen Fototouren zweifelsohne schon in viel baufälligeren Gebäuden, konnte aber auch akzeptieren, dass er kein Risiko eingehen wollte. So blieben uns bedauerlicherweise nur Außenaufnahmen und der flüchtige Blick durch ein Fenster.

Im 17. Jahrhundert befand sich das Herrenhaus mit einer separaten Kapelle in Besitz der Familie Csaki. Nach Umbauten im 18. Jahrhundert ging das kleine Schloss 1850 in den Besitz der Familie des ungarischen Schriftstellers Miklós Jósika Branyicska über. Er lebte und arbeitete hier bis 1853. Das teilweise baufällige Anwesen befand sich bis zur Enteignung im Besitz der Familie Josika. Nach der Verstaatlichung nutzte man das Gebäude als Büro und das Areal wurde für die Reparatur von Traktoren genutzt, der heutige Eigentümer ist ein landwirtschaftlicher Betrieb.



Castelul Josika
 

Auf der Weiterfahrt kamen wir an einem größeren Bahnareal vorbei, auf dem ausrangierte Züge abgestellt waren, und das natürlich sofort meine Neugierde weckte. Der dort anwesende Weichenwärter ließ uns netterweise gewähren, sodass wir alles ausgiebig erkunden konnten. Während ich ins Innere eines Zuges kletterte, zerriss ich mir allerdings meine komplette Hose; und zwar so sehr, dass sie im Laufe weiterer Kletteraktionen an der Innenseite über beide Beine - von einem Knie bis zum anderen - nur noch in Fetzen hing. So wollte ich logischerweise nicht den restlichen Tag rumlaufen. Also machten wir einen Abstecher in die nächste Stadt, wo ich mir erst mal eine neue Hose kaufte.



Cimitir pentru trenuri vechi (Zugfriedhof)
 

In Hodod angekommen, warteten gleich zwei Schlösser auf uns - das Castelul Degenfeld und das Castelul Wesselenyi. Ersteres (aus dem 19. Jahrhundert, nach der Verstaatlichung 1946 als Schule genutzt) war für viele Jahre verlassen. Nach der Rückgabe des Anwesens an die Familie Degenfeld wurde mit der Sanierung begonnen und in Teilen des Schlosses richtete man Gästezimmer ein. Freundlicherweise durften wir einen Blick hinein werfen, leider jedoch die noch unrenovierten Bereiche des Gebäudes nicht betreten.

Der Bau des nahe gelegenen Barockschlosses Wesselenyi begann 1761 und wurde 1766 abgeschlossen. Nach der Enteignung diente es als Sitz des Rathauses und der Schule, heute ist es aufgegeben. Leider waren alle Türen und Fenster verschlossen. Die heutige Eigentümerin lebt in Ungarn und niemand im Dorf hatte den Schlüssel, so dass ich lediglich ein schlechtes Bild durch ein Fenster machen konnte.
 


Castelul Degenfeld
 

Castelul Wesselenyi

 
Das Jagdschloss von Pribilesti war dagegen unverschlossen zugänglich.
Es wurde im 19. Jahrhundert erbaut und diente der ungarischen Adelsfamilie Teleki als Sommerresidenz. 1897 wurde es im eklektischen Stil umgebaut und modernisiert. Bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs blieb es unter der Verwaltung des Grafen Teleki Pál (1879-1941) und seiner Nachkommen. 1949 wurde das Anwesen verstaatlicht und die Familie floh nach Ungarn. In der Nähe der Burg pflanzte Graf Teleki einen Wald aus kanadischen Eichen, den die Einheimischen "Schatten der Hölle" nennen.
 
Beim anschließenden Castelul Pocol hatten wir leider weniger Glück. Der Wächter am Tor war sehr unfreundlich und er ließ uns nicht einmal für Außenaufnahmen auf das Gelände gehen. So konnte ich nur Fotos aus der Entfernung durch den Zaun machen.
Das Schloss wurde zwischen 1903 und 1904 von Alexiu Pocol erbaut, einem ehemaligen Lehrer, der später wohlhabender Besitzer von Goldminen wurde. Schloss Pocol hatte 13 Räume mit Gemälden und Terrakottaöfen, heute ist alles gestohlen. Nach der Verstaatlichung diente es als Kindergarten und Schule, zuletzt 1989 als Waisenhaus.
 


Castelul Teleki
 

Castelul Pocol


Die Reste der Cetatea Borcutului west-nordwestlich von Baia Mare war unser letztes Tagesziel. Am Weg, der auf den Burgberg führt, lag vor einem kleinen Häuschen ein wenig vertrauensvoll dreinblickender Hund an einer Kette, an dem wir uns vorbeischleichen mussten. Beim rund 40-minütigen Aufstieg waren die von Susanne mitgebrachten Walking-Stöcke erneut eine gute Unterstützung; insbesondere an jener Stelle, wo der schmale Weg am Hang abgegangen war. Burg Borkut wurde 1407 erstmals urkundlich erwähnt, heute finden sich an der von zwei Gräben umgebenen Burgstelle nur noch wenige Mauerreste.



Cetatea Borcutului (Burg Borkut)


Es wurde bereits dunkel, als wir den Berg wieder nach unten stiegen. Auf der Weiterfahrt hielt ich noch an einer kleinen Höhle, die ich zuvor auf Google Streetview entdeckt hatte. Diese entpuppte sich jedoch lediglich als kleine Felsenkammer. Gerade wollte ich wieder ins Auto einsteigen, als ein Mann mit zwei Kindern auf einem Mofa neben mir anhielt und mich auf Deutsch ansprach. Ihm war mein deutsches Autokennzeichen aus Worms aufgefallen und er berichtete mir, dass er längere Zeit in Mainz gearbeitet hat, nur 60 km von meinem Zuhause entfernt. Nun traf man sich zufällig 1500 km entfernt; die Welt ist klein...

Die Rückfahrt nach Cluj dauerte gut zweieinhalb Stunden, während denen wir noch einen Straßenhund fütterten und wieder mehrfach von riskant rasenden Dränglern überholt wurden. Ich ließ mich davon aber nicht aus der Ruhe bringen; lieber sicher ankommen. Ins Bett kamen wir in dieser Nacht letztendlich erst um 2.15 Uhr.


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