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10. Tag
Di. 30. Juli 2019

Ich schlief überraschend gut und schaute nach dem Aufwachen sofort nach dem Auspuff. Er war zum Glück noch da. Mittlerweile hatte Miri mit dem Inhaber der Werkstatt telefoniert (nochmals herzlichen Dank dafür!), wir trafen uns mit ihm am vereinbarten Treffpunkt und fuhren hinter ihm her. Zugegeben: seine abgelegene Werkstatt (Tobexpert) in einem Hinterhof hätten wir am Vortag mangels Beschilderung auch dann nicht gefunden, wenn wir direkt vor dem Tor gestanden hätten.
Der Mechaniker war sehr freundlich, sprach gutes Englisch und sagte uns, dass er heute eigentlich gar keinen Termin frei gehabt hätte, uns aber dazwischenschieben würde. Damit wir nicht die ganze Zeit dort warten mussten, rief er auf meinen Wunsch ein Taxi und wir fuhren in die Stadt zur Cetatea Mikó in Miercurea Ciuc (Szeklerburg).

In der Festung von 1623, die nach ihrer Zerstörung Ende des 17. Jahrhunderts im Jahr 1714 komplett neu errichtet wurde, befindet sich heute ein ethnographisches Museum, das dem Leben und Wirken der Szekler sowie der Geschichte Rumäniens gewidmet ist. Außerdem werden dort diverse Fundstücke aus der Befestigung ausgestellt.



An der Auspuff-Werkstatt von Tobexpert



Cetatea Mikó in Miercurea Ciuc (Szeklerburg)


Nach dem Museumsbesuch setzten wir uns in ein Café und warteten auf den Rückruf, bevor wir per Taxi zurück zur Werkstatt fuhren. Nummer und Name des Taxifahrers hatte ich mir bereits auf der Hinfahrt geben lassen, so wusste dieser zumindest, wo wir hin wollten. Außerdem war er nett und vertrauenswürdig.
Die Reparatur des Auspuffs kostete mich umgerechnet letztendlich rund 50 Euro, was völlig OK war und in Deutschland logischerweise deutlich teurer gewesen wäre. Zudem leistete der Mechaniker erstklassige Arbeit, wie mir ein paar Wochen später in Deutschland gesagt wurde (wo ich wegen etwas anderem nochmals eine Werkstatt aufsuchen musste).

Da unser Programm durch den ungewollten Zwischenstopp etwas durcheinander geraten war überlegten wir, wie wir nun fortfahren sollten. Alle Orte, die ursprünglich für heute angedacht waren, würden wir zeitlich nicht hinbekommen. Also sagten wir uns: "Wir machen einfach so weiter wie geplant; was wir nicht mehr schaffen, fällt eben aus". Und so starteten wir mit jener Burg, die eigentlich als letzter Ort des Vortages angesetzt war, Cetatea Ciceu.
Trotz des gestrigen Erlebnisses mit dem Auspuff zögerte ich nur kurz, als zu diesem Ziel erneut eine steinige Schotterpiste führt. Aber was soll's; noch mal würde mir der Auspuff ja hoffentlich nicht abfallen. Und sollte es tatsächlich erneut zu einer Panne kommen, hatte ich zumindest die Telefonnummer und Koordinaten des Mechanikers gespeichert. Aber um es vorweg zu nehmen: es ging alles gut.

Auf meinen Karten war die Cetatea Ciceu, nordwestlich von Miercurea Ciuc, gleich zweimal (auf zwei nebeneinander liegenden Hügeln) eingezeichnet - einmal unter dem Namen "Cetatea Ciceu", ein andermal als "Cetatea Ciceului" (was letztendlich das selbe bedeutet). Ich hatte keine Ahnung, ob es sich hierbei um zwei unterschiedliche Ruinen handelt oder ob die Burgstelle auf einer der Karten schlichtweg falsch markiert war. Also parkten wir am Waldrand und suchten nacheinander beide Koordinaten auf.
Der erste Punkt, "Cetatea Ciceului", lag mitten im Wald. Dort befanden sich eine längliche Vertiefung und ein paar lose Felsen, und mit viel Phantasie könnte hier vor Jahrhunderten tatsächlich mal irgendwas gestanden haben. Wenn, dann hätte es sich allerdings um eine lediglich sehr kleine Anlage gehandelt. Auch die Lage (nicht oben auf dem Berg, sondern an einem flachen Hang zwischen Tal und Hügelspitze) wäre für eine rumänische Schutzburg eher ungewöhnlich, weshalb wir davon ausgehen, dass es sich bei "Ciceu" und "Ciceului" um das selbe Objekt handelt und dieser Standort auf einer meiner Karten nicht korrekt ist.

Also gingen wir über ein Wiesenplateau zum Nachbarberg. Als erstes stießen wir im Wald oberhalb einer Felskante auf einen offenbar alten, halbrunden Wall mit aufgeschichteten Steinen. Ob es sich dabei möglicherweise um ein Vorwerk der Cetatea Ciceu handelte (das auf deren Grundriss nicht eingezeichnet ist) oder diese Stelle einst eventuell als Steinbruch zum Bau der eigentlichen Burg genutzt wurde, kann ich nicht sagen. Vorbei an Fliegenpilzen, Schwammpilzen, bemoosten Ästen voll Spinnweben, Sträuchern mit roten Beeren und Bärenkot erreichten wir nach weiteren ca. 150 m den Burgfelsen. Und diesmal waren wir definitiv richtig, wie uns Mauerreste auf der Nordwestseite und Bearbeitungsspuren im Fels zeigten.

Die Anlage im Olt-Tal aus dem 12. Jh. gehörte zur "dritten Stufe" des siebenbürgischen Grenzschutzsystems. Der Überlieferung nach lebten zuletzt die Franziskaner des Bezirks Sumuleu Ciuc vor dem Bau eines Klosters in dieser Burg.
Anm. für Burgen-Interessierte: Cetatea Ciceu befindet sich hier: 46°23'30.27"N, 25°42'3.95"E . Der in manchen Karten eingezeichnete Standort auf dem Nachbarhügel bei den Koordinaten 46°23'48.53"N, 25°42'24.26" ist falsch.



Cetatea Ciceu (Cetatea Ciceului)


Auf den Satellitenbildern von Google Earth hatte ich während der Reise-Recherche unweit der Burg unbekannte Ruinen im Wald entdeckt, die wir ebenfalls noch erkundeten und die sich als stillgelegter Steinbruch entpuppten.



verlassener Steinbruch
 

Auch wenn es hin und zurück einen Umweg von gut zwei Stunden über kurvige Straßen bedeutete, fuhren wir im Anschluss die Cetatea Rákóczi in Ghimes-Faget an. Andernfalls hätte ich auf einer späteren Rumänienreise für diese eine Burgruine nochmals in die Gegend kommen müssen, kann mich so zukünftig aber auf andere Bezirke konzentrieren. Und Susanne, ebenfalls Burgenliebhaber(in), kannte sie auch noch nicht, also waren wir uns sofort einig.

Die Grenzburg wurde im 17. Jahrhundert (vermutlich um 1620 / 1626) von Gábor Bethlen erbaut und Anfang des 18. Jahrhunderts vom Fürsten Rákóczi erweitert. Urkundliche Erwähnung findet sie u.a. 1677 und 1741. 2015 wurden Ausgrabungen auf der Burg durchgeführt, die Spuren vom 17. - 19. Jh. nachwiesen. Die Zerstörung der Anlage erfolgte nach deren Aufgabe Ende des 19., Anfang des 20. Jahrhunderts, u.a. durch den Bau einer Eisenbahnlinie und der damit verbundenen, teilweisen Abtragung des Burgfelsens. Die Treppe auf den Burgberg wurde daraufhin versetzt neu angelegt.



Cetatea Rákóczi / Cetatea Faget


Für die meisten anderen Anlagen, die gestern und heute eigentlich noch auf unserem Plan standen, hätte die Zeit leider nicht mehr gereicht, um abends rechtzeitig an unserer Unterkunft anzukommen. Deshalb ließen wir diese aus und fuhren stattdessen in südlicher Richtung zurück. In Sanzieni legten wir dabei noch einen Zwischenstopp an der Kirchenburg aus dem 15. Jahrhundert ein, ebenso beim verlassenen (aber leider unzugänglichen) Conacul Sinkovits (erbaut 1629, erweitert 1820).



Biserica fortificata Sanzieni


Conacul Sinkovits

 
In einem Supermarkt versorgte wir uns mit Verpflegung für die kommenden Tage, bevor wir zu unserer Unterkunft "Albertville" in Baile Tusnad fuhren. Wir wurden freundlich empfangen und der Sohn der Betreiberin trug uns das Gepäck netterweise die engen Treppen des idyllisch gelegenen Holzhauses rauf in den zweiten Stock. Das Zimmer war einfach eingerichtet, aber schön, und dank schallisolierter Fenster trotz dessen Lage an der Straße, über die auch nachts LKWs rollten, absolut ruhig. So schlief ich gegen 0.30 Uhr ziemlich ausgepowert ein.


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