Rumaenienburgen

 

 
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Burgen in Transsilvanien, an der südwestlichen Donau und im Banat
Tagebuch meiner neunten Rumänienreise, Sommer 2009


10. Tag, 11. August 2009
 

Der heutige Tag sollte vergleichsweise ereignislos und für Birgit am uninteressantesten werden, denn zu zwei Drittel standen Fotostopps an Kirchenburgen auf dem dem Programm. Zugegeben, ich mag Burgruinen auch lieber; aber jene, die auf der heutigen Strecke lagen, hatte ich schon alle gesehen. Und die einstigen Kirchenburgen inmitten der Dörfer hatten zumindest den Vorteil, dass man sie nicht suchen und nicht weit zu ihnen laufen musste.

Nach der Kirchenburg von Sura Mare (dt. Gross-Scheuern) fuhren wir nach Slimnic (dt. Stolzenburg), der einzigen großen Ruine auf der heutigen Tour. Ich hatte sie 2003 bereits besichtigt, aber sie war in jedem Fall einen zweiten Besuch wert. Da die Burg erst um 10.00 Uhr öffnete und wir zu früh waren, machten wir erst Außenaufnahmen und fütterten einen Hund, bevor wir sie uns auch von innen anschauten.

Slimnic war ein freier Ort auf Königsboden. Die Vorgängerin der heutigen Burg war eine rundovale Holzbefestigung mit einem Durchmesser von 35 Metern, die im Südteil des jetzigen Burghofes stand. Über diese, wie auch über die Anfänge der heutigen Burg, fehlen urkundliche Belege. Zwischen 1500 und 1525 wurde das Hauptgebäude wehrhaft ausgestattet, 1525 - 1666 wurde die Burg weiter vergrößert. Hierbei setzte man dem Südturm ein Barbakan (Wehrbau mit Wehrgang und Schießscharten) voraus und errichtete die Westseite der Mauer des Südhofes sowie anschließend die Ringmauer. Am 13. Oktober 1529 wurde Stolzenburg von den Truppen Zapolyas unter dem Kommando Stephan Batorys in Brand gesteckt. Die Burg ergab sich, ihre Besatzung wurde auf der Ringmauer gepfählt. Am 05. November eroberten die Hermanstädter die Burg zurück, die von Zapolya erneut, diesmal ohne Erfolg, belagert wurde. 1658 brannten Türken, Tataren, Kosaken und Walachen das Dorf nieder, eroberten die Burg aber nicht. 1704 steckten die Kuruzzen das Dorf in Brand und drangen 1706, geführt von Lorenz Pekri, nach Verrat in die Burg ein, in der sie ein Jahr lang blieben, die äußere Ringmauer schleiften und das hölzerne Dach des Hauptgebäude verbrannten. 1713 wurde versucht, die Burg wieder aufzubauen, diesem Unternehmen setzte aber der Ausbruch der Pest 1719 ein Ende. 1870 stürzte das obere Stockwerk des Südturmes ein (heute zweistöckig mit Pyramidendach), 1872 brach der südliche mittlere Teil des Barbakan in sich zusammen.


Cetatea Slimnic (Stolzenburg)

Ab jetzt lagen mehr oder weniger holprige und kurvige Nebensträßchen vor uns. Es folgten weitere Fotostopps, u.a. an den Kirchenburgen von Rusi (dt. Reussen), Metis (dt. Martinsdorf) und Pelisor (dt. Magerei).


Die Kirchenburgen von Sura Mare (Gross-Scheuern), Rusi (Reussen), Metis (Martinsdorf) und Pelisor (Magerei)

An der Schlossruine von Buia (dt. Bell) angekommen, war kaum zu glauben, wie stark dieses Anwesen in den letzten Jahrzehnten verfallen ist. Erstmals urkundlich erwähnt wurde der Ort 1296, das Schloss wurde zwischen dem 15.-16. Jahrhundert erbaut und war u.a. in Besitz der Adelsfamilie Bolyai. Nach der letzten Nutzung als Schule verfiel es seit den 70er Jahren zusehends. Zurück am Auto lag eine Puppe mit abgerissenem Oberkörper und fehlendem Auge auf der Straße - ebenso unbeachtet wie das das Schloss, dessen ursprünglichen Glanz man heute nur noch erahnen kann.


Castelul Bolyai, Buia (Bell)

Die Kirchenburg von Mosna (dt. Meschen) wurde gerade saniert, konnte aber besichtigt werden. Aus einer Urkunde von 1283 ist zu schließen, dass zu dieser Zeit in Meschen bereits eine Kirche stand. Das Kirchenriff wurde 1491 vollendet, ein vorgekragtes Wehrgeschoss sowie die Ringmauer im 16. Jahrhundert. Der Südteil der Kapelle an der Außenseite der Ringmauer stürzte 1711 ein und beschädigte die Wehrkirche. 1720 ließ der Bürgermeister eigenmächtig den Altar entfernen, der Holzwehrgang wurde 1856 abgetragen. Der Nordturm stürzte 1916 bei einem Erdbeben zusammen und wurde anschließend durch den Verdienst von Pfarrer Joseph Hoch wieder aufgebaut.


Kirchenburg Mosna (Meschen)

Biertan (dt. Birthälm) zählt zu den bedeutendsten Kirchenburgen der Region. 1468 erfolgte die erste urkundliche Erwähnung der Wehrkirchenburg, die 1436 als Zufluchtsstätte bei feindlichen Einfällen diente, aber nachweislich älter ist. Auch die spätestens am Anfang des 15. Jahrhunderts ausgeführten Wandmalereien in dem als Kapelle dienendem Südturm der inneren Ringmauer deuten auf eine Errichtung der Kirchenburg schon im 14. Jahrhundert hin. Durch Befürwortung des ungarischen Adligen Nikolaus von Apa, welcher Besitzungen auch in Birthälm hatte, wurde dem Ort 1418 von König Sigismund das Marktrecht und die Blutsgerichtbarkeit verliehen. 1572 wurde Lucas Unglerus (Ungler), Pfarrer in Birthälm, zum Superintendenten der evangelischen Gemeinden auf dem Königsboden gewählt. Auf diese Weise wurde Birthälm für fast 300 Jahre (bis 1867) Bischofssitz der Siebenbürger Sachsen. Im Verlauf eines Aufstandes der Ungarn gegen Österreich, im so genannten Kuruzenkrieg (1704 - 1707) wurde die Burg zu nächtlicher Stunde von 400 Ungarn unter Janos Etsedi überfallen, Kirche und Sakristei geplündert und die im Chor befindlichen Bischofsgrüfte durchwühlt, wobei kostbares Kirchengerät und wertvolle Urkunden verloren gingen.

Der Gesamtkomplex der Kirchenburg war früher größer, was Mauerfunde beweisen. Die steinerne Vorgängerin der heutigen Hallenkirche war baufällig geworden und Papst Bonifatius IX. erteilte 1402 die Vollmacht, Einnahmen durch Ablassgewährung zu verwenden. Dies mag im Zusammenhang mit dem Abriss der alten und dem Baubeginn der neuen Kirche gestanden haben. Die innere der drei Ringmauern stammt aus dem 14. Jahrhundert. Im 16. Jahrhundert wurde die Mauer erhöht und die Türme erhielten ihr gegenwärtiges Aussehen. Im Nordwestteil stand eine 1783 abgetragene Bastei. Das vorgekragte Wehrbogengeschoss des Chors wurde 1803 abgetragen und am Südturm errichtete man 1880 einen hölzernen Rundumlauf.


Kirchenburg Biertan (Birthälm)

1913 wurde das Erdgeschoss des Mausoleumsturmes als Gruft eingerichtet. An den Innenwänden waren die Grabplatten der teils im Chor der Kirche beigesetzten Bischöfe und Pfarrherren ausgestellt, deren älteste aus dem Jahr 1520 stammt. Die Kirchenburg von Biertan war zwar groß und baulich interessant, musste aufgrund der vielen Touristen aber einiges ihrer Atmosphäre einbüßen.


Auch die Kirchenburg von Copsa Mare (dt. Gross-Kopisch), wo uns ein Mann extra Einlass gewährte, besichtigten wir von innen.
 Lange schon vor der ersten urkundlichen Erwähnung 1283 war Großkopisch eine freie Gemeinde auf dem Gebiet der zwei Stühle des Königsbodens. 1605 brandschatzten Szeklertruppen des Fürsten Bocskai in einem Bürgerkrieg den Ort, die Wehrkirchenburg wurde eingenommen und geplündert. In den vergangenen Jahrhunderten erfuhr die Kirche mehrere bauliche Veränderungen. Eine turmlose romanische Pfeilerbasilika war Vorgängerin der heutigen gotischen dreischiffigen Kirche. Ihr Bau begann Ende des 13. Jahrhunderts und dauerte bis 1350. Der wehrhafte Umbau erfolgte in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts bei gleichzeitiger Vergrößerung. Um 1500 erhielten Chor und Mittelschiff ein Wehrbogengeschoss, wobei die Seitenschiffe abgetragen wurden. Der Bau des fünfseitigen Chors wurde 1519 vollendet, im 16. Jahrhundert errichtete man die Ringmauer. 1830 baute man die Seitenschiffe wieder auf und öffnete die vermauerten Spitzbogenarkaden zum Mittelschiff hin, der Südwestturm wurde 1827 abgetragen.


Kirchenburg Copsa Mare (Gross-Kopisch)

Die Burg von Dumbraveni (Elisabethstadt) wurde 1552-56 errichtet und im 17. Jahrhundert vom siebenbürgischen Fürsten Michael I. Apafi (1632-1690) zum wohnlichen Schloss umgebaut. Dass es heute leer steht, wusste ich; allerdings waren die Fenster zum Teil vermauert und das gesamte Anwesen von einer hohen Mauer umgeben. Ich ging um das Schloss herum, doch auch das rückseitige, blickdichte Tor war verschlossen. Ich überlegte gerade, wie ich ein Foto über die Mauer machen könne, als ein Mann um die Ecke kam. Wir unterhielten uns kurz in gebrochenen, rumänischen Wortfetzen. Als er hörte, dass ich aus Deutschland komme, holte er einen Schlüssel und öffnete mir das Tor. Zwar durfte ich die Gebäude wegen Einsturzgefahr nicht betreten, aber ich war bereits mit einer guten Außenaufnahme sehr zufrieden.


Castelul Apaffy (Apafi), Dumbraveni (Elisabethstadt)

Nach einem Einkauf in Medias (dt. Mediasch), wo ein Zigeunerjunge ziemlich hartnäckig bettelte, hielten wir noch für zwei weitere Fotostopps an den verschlossenen Kirchenburgen von Bazna (dt. Baaßen) und Boian (dt. Bonnesdorf). Nun standen uns zwei Stunden Rückfahrt nach Cluj-Napoca bevor, die recht ermüdend waren. Aus diesem Grund fuhren wir abends auch nicht mehr zu Miri & Attila in ihr Gothic-Cafe "Umbra de Noapte", sondern gingen nach dem Duschen schließlich ins Bett.


Die Kirchenburgen von Bazna Baaßen) und Boian (Bonnesdorf)


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Quelle der historischen Daten der Kirchenburgen:
"Wehrbauliche Funktion und Systematik siebenbürgisch-sächsischer Kirchen- und Bauernburgen" von Erwin Amlacher, IKGS-Verlag München.
 


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