Rumaenienburgen

 

 
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Burgen in Transsilvanien, an der südwestlichen Donau und im Banat
Tagebuch meiner neunten Rumänienreise, Sommer 2009


8. Tag, 09. August 2009
 

Am heutigen Morgen war ich derart müde, dass ich geneigt war, die erste Burg auszulassen und dafür länger zu schlafen. Zwar entschied ich mich schließlich doch zum Aufstehen, ging aber im Gegensatz zu Birgit nicht frühstücken, um zumindest noch ein wenig länger liegen bleiben zu können.

Vom ersten eingeplanten Fotostopp, dem Castelul Ambrozy in Remetea Mare, war aufgrund eines verschlossenen Tores und hohen Hecken von außen leider nur eine kleine Mauerecke zu sehen. Über den Bäumen des Schlossparks flog eine riesige Rabenschar, die einen höllischen Lärm machte, was fast schon unheimlich wirkte. Auch am einstigen Adelshaus von Izvin fuhren wir vorbei.


Unzählige Raben über dem Castelul Ambrozy in Remetea Mare / Conacul Izvin

In Lugoj (dt. Lugosch) stießen wir vor einer alten Fabrik auf ein großes, schlossähnliches Fabrikantenhaus. Der Zugang in das verlassene Anwesen wäre zwar möglich gewesen, aber da man bereits durch die Fenster sah, dass die leeren Innenräume komplett mit unschöner Graffiti beschmiert waren, beließen wir es bei Außenaufnahmen.


Schmuckes Fabrikantenhaus in Lugoj (Lugosch)

Mittlerweile war das Thermometer auf fast 40°C angestiegen und ich begrüßte die Klimaanlage in unserem Mietwagen. In Jdioara führte ein Trampelpfad zur dortigen Ruine, der - wenn auch sehr lückenhaft - mit Wanderwegzeichen markiert war. Ohne diese Hinweise hätten wir die Judenburg (so ihr deutscher Name, dessen Ursprung nicht zweifelsfrei geklärt ist) aber wahrscheinlich gar nicht oder erst nach einiger Suche gefunden.

1320 wurde die Burg, die auf einen viereckigen Turm aus dem 13. Jahrhundert zurück reicht, erstmals urkundlich erwähnt. Später wurden eine ebenfalls viereckige Außenmauer mit abgerundeten Ecken sowie ein zweiter Turm errichtet. Wegen ihrer strategischen Bedeutung in der Verteidigung des Banats in Richtung Siebenbürgen, versuchten in den folgenden Jahrhunderten mehrere Adlige, die Befestigung in ihren Besitz zu bekommen. 1613 fiel die Burg in die Hände der Türken, die 1688 vom Heer des österreichischen Generals Friedrich Ambrosius, Graf von Veterani, vertrieben wurden. Im gleichen Jahr ist die Judenburg aufgrund des Karlowitzer Friedensvertrags zerstört worden und diente anschließend nur noch als Hausung von walachischen Heiducken (Freischärler), die das Habsburger Kaiserreich bekämpften. 1739 liquidierte der General Leutulus dieses Widerstandsnest, steckte die Mauerreste in Brand und ließ die 50 Gefangenen vor den abgebrannten Mauern erschießen.

Aufgrund der Hitze lief der Schweiß nur so an uns herab. Wir standen nach 30minütigem Aufstieg bereits auf den verwilderten Burgmauern, bevor wir bemerkten, dass wir längst am Ziel waren. Zwar versuchten wir eine weitere Erkundung des Areals, drehten wegen akuter Absturzgefahr aber schließlich um. Während ich mich noch durch die Hecken schlug, um die Ruinenreste auch von unten zu fotografieren, wartete Birgit oben am Pfad. Auf dem Rückweg begegnete uns eine Gruppe mit Kindern. Die Erwachsenen sprachen Englisch und ich mahnte sie in Hinblick auf die Kinder zur Vorsicht bei der Begehung der Ruine. Da kam der Erzieher in mir durch ;-)


Cetatea Jdioara (Judenburg)

Die Burgruine von Faget (dt. Fatschet), die wir anschließend anfuhren, war ausgeschildert und wir folgten den Hinweisen. Auf einem Feldweg endeten diese jedoch, weshalb wir nicht wussten, welchen Weg wir nun gehen mussten. Vor uns drei Hügel, die ich trotz der Hitze allesamt ablief - erfolglos. Nach einstündiger Suche wollten wir aufgeben, als ich einen weiteren, etwas tiefer gelegenen Pfad entdeckte. Dieser führte dann auch endlich zur Burgstelle, die gerade mal 200 Meter von der Straße entfernt war. Ein einziges weiteres Schild und uns wäre eine Stunde sinnloses Umherirren erspart geblieben...


Cetatea Faget (Fatschet)

Auch bei Margina (dt. Marschina) stand ehemals eine Burg, von der sich im Wald geringe Fundamentreste erhalten haben. Deren Besichtigung ließen wir jedoch aus, da die gesamte Gegend mit Büschen und Gestrüpp verwachsen und kein Weg zu sehen war. Die Suche der Ruinenreste hätte vermutlich immens viel Zeit gekostet, sofern sie überhaupt erfolgreich gewesen wäre.

Stattdessen fuhren wir über eine mehrere Kilometer andauernde Holperstrecke durch die Berge in das abgelegene Dorf Poieni bei Crivina de Sus. Über diesen Ort wurde mir nur wenige Wochen vor meiner diesjährigen Reise folgende Geschichte zugetragen, welche dazu führte, dass ich ihn unbedingt aufsuchen wollte:
In Poieni (Judetul Timis) lebte Mitte des 19. Jahrhunderts die Adlige Leopoldina Stojanovic. Diese heiratete Vilibald Bogdanovic / Bogdanovich (Sohn des serbischen Kommandanten David Bogdanovic der ungarisch-österreichischen Armee). Kaiser Franz Josef schenkte die Domäne Poieni mit 4700 ha David Bogdanovic und verlieh ihm den Titel des Barons.
Die meiste Zeit lebten Leopoldina und Vilibald (gestorben vor 1880) in Budapest, sie hatten einen Sohn namens Ferencz (1862-1881). Zwischen dem 01. Juni und 20. September hielt sich Leopoldina immer in ihrem kleinen Schloss oberhalb von Poieni auf, von dem heute nur noch minimale Ruinen vorhanden sind.
Nach dem Tod Vilibalds heiratete Leopoldina ihren zweiten Mann Karol von der Osten und nannte sich von da an Karolyne von der Osten. Nach 1881 kam Leopoldina (Karolyne) nur einmal nach Poieni zurück, im Jahr 1918, den Rest ihres Lebens verbrachte sie in Nürnberg.

Das eigentlich Interessante war für mich jedoch nicht die abgelegene Schlossruine, sondern das Grab von Leopoldinas Sohn Ferencz. Leopoldina bestattete ihn in einem gläsernen Sarg in einer Gruft am Waldrand. Das Grab wurde in den 70ern aufgebrochen, Ring und Schwert von Ferencz wurden gestohlen. Makaberer Weise legte der Dieb den Leichnam von Ferencz vor die Gruft ans Ufer des kleinen Flusses Bega, wo ihn ein Mann aus Poieni fand, zurück in die Gruft brachte und diese vermauerte. Der Sarg mit dem Glasdeckel zerbrach Ende der 80er, als zwielichtige Personen die Gruft erneut aufbrachen. Sie stahlen den steinernen Tisch, auf dem der Sarg aufgestellt war, nach 2002 wurde zudem das eiserne Tor sowie die Statuen aus der Gruft entwendet. Traurig und in jeder Hinsicht unverständlich. Doch was die Geschichte für mich so interessant machte, war die Erzählung, dass der Corpus von Ferencs sowie der Sarg noch immer zu sehen seien.

Ohne die handgezeichneten Karten mit Wegbeschreibung in englisch hätten wir die Gruft sicherlich nicht so schnell gefunden, aber auch mit ihnen war der kurze Weg nicht ganz einfach. Selbst die Fahrt nach Poieni war abenteuerlich; so stand am Straßenrand ein Autowrack, aus dem bereits ein Baum wuchs. Hinter Poieni stellten wir den Wagen ab und gingen zu Fuß weiter. Hierbei überquerten wir eine schmale und mehr als morsche Brücke aus modrigen losen Planken, schlugen uns durch eine mannshohe Wiese und erreichten so den am Bach gelegenen Eingang zur Gruft, von dem mehrere Efeu-Ranken wuchsen. Entgegen meiner Information lag der Leichnam nicht frei zugänglich darin, was mich auch mehr als verwundert hätte, sondern in einer tiefer gelegenen Grabkammer, die in den 90ern wiederholt vermauert wurde. Aus dieser war jedoch ein kleines Stück heraus gebrochen, so dass wir dennoch einen Blick hinein werfen konnten. Der verzierte Metallsarg mit der Einfassung des einstigen Glasdeckels war noch zu sehen, ebenfalls Beinknochen, welche durch die starke Feuchtigkeit auf fast unnatürliche Weise gänzlich geschwärzt waren. Fotos der Gebeine möchte ich an dieser Stelle jedoch nicht veröffentlichen.


Die Gruft von Ferencz Bogdavanovic in den Wäldern von Poieni, Jud. Timis

Da es inzwischen schon wieder geregnet hatte, war an den Rückweg über die eh schon morsche und rutschige "Brücke" nicht mehr zu denken. Also machten Birgit und ich beim Gang durch den eiskalten Bach unsere inzwischen fast schon alltägliche Kneipp-Kur ;-)

Nachdem wir einen Straßenhund mit Futter versorgten, fuhren wir zurück nach Faget und von dort im ersten Gang über eine unmögliche(!) "Straße", die kaum noch diesen Namen verdient, nach Capalnas. Im dortigen Schloss Teleki-Mocioni war jedoch eine psychiatrische Klinik untergebracht, weshalb ich lediglich eine Aufnahme vom Tor aus machte. Anschließend legten wir noch einen Fotostopp am Schloss Regal in Sarvasin ein, tankten den Wagen voll und fütterten zwei weitere Straßenhunde.


Castelul Teleki-Mocioni in Capalnas und Castelul Regal in Sarvasin

In Mintia  (dt. Baiersdorf / Mintzendorf) suchten wir zum Abschluss das Schloss Gyulay, vor dem zwei knurrende Hunde standen. Als ich auch diese mit Futter versorgte, wurden sie jedoch ganz friedlich.
Erneut checkten wir im Hotel Sarmis in Deva ein, wo ich diesmal im Bett und nicht auf dem engen Balkon schlief ;-)


Kirche und Castelul Gyulay Ferencz in Mintia (Mintzendorf)


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