Rumaenienburgen

 

 
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Schlösser, Sonnenuntergänge und schmerzende Füße
Burgen in Transsilvanien, Maramures und der Bukowina - Tagebuch meiner siebten Rumänienreise im Juli 2008


9. Tag, 20. Juli 2008
 

Schon zweimal wollte ich die Ruinen der alten Burg von Garbova (Urwegen) besuchen, bislang hatte es jedoch nie geklappt. Beim ersten Mal war es bereits zu spät und letztes Jahr hatte es zuvor geregnet, so dass der Weg kaum begeh-, und erst nicht befahrbar war. Umso mehr freute ich mich, dass ich die Burg heute endlich sehen sollte.

Um 7.30 Uhr trafen wir uns mit Andreas und Meinolf, die uns erst mal zu einem leckeren Frühstück mit Rührei einluden. Bevor wir aufbrachen, bekam mein Gürtel noch zwei neue Löcher; denn in den letzten fünf Monaten hatte ich 14 Kg abgenommen, und meine einst passende Hose war mir inzwischen zu weit :-)
Glücklicherweise war der Boden heute trocken, so dass wir die ersten vier Kilometer zu den Bergen mit dem Auto fahren konnten. Dort stellten wir den Wagen im Wald ab und gingen das letzte Stück zu Fuß, bei dem wir vier Mal den Bach überquerten und anschließend vorbei an der Teutsch-Quelle (so benannt zur Erinnerung an den Besuch des Ortes von Bischof Teutsch am 29. September 1875) zur Ruine aufstiegen. Der Weg war gut zu bewältigen, nur meine Füße meldeten sich mal wieder.

Viel ist nicht über die Geschichte der "Cetatea Uriesilor" ("Riesenburg", im Ort wird sie nur "Alte Burg" genannt) bekannt; man vermutet, dass sie zeitnah mit den Befestigungen von Sibisel und Sasciori im 13. Jahrhundert erbaut wurde. Es handelte sich um eine sächsische Fliehburg, die erstmals 1291 urkundlich erwähnt wurde. Eine Sage berichtet, dass auf der Burg ein Schatz vergraben sei. Einst sah man eine Maus mit einem Silberstück im Mund aus der Mauer schlüpfen. Daraufhin wurde ein Loch in die Wand gerissen, der Schatz aber nicht gefunden. Wahrscheinlicher ist jedoch, dass das Loch von Randalierern oder Hobby-Archäologen in die Mauer geschlagen wurde.
Oben angekommen erkundeten Albert und ich natürlich die gesamte Burg, von der auf drei Seiten noch Mauern sowie das einstige Tor zu sehen sind.


Auf dem Weg zur alten Burg von Garbova (Urwegen)


Cetatea Uriesilor (Alte Burg), Garbova (Urwegen)

Wieder zurück am Auto zeigte uns Andreas noch einen unwesentlich tiefer gelegenen Wasserfall, den wir alleine höchstwahrscheinlich gar nicht bemerkt hätten. Ich nahm mein Stativ aus dem Kofferraum und stieg für Fotos hinab, was mir meine geschundenen Fersen aber nicht wirklich dankten.


Links der Wasserfall unterhalb der alten Burg, rechts Albert und ich mit unseren Burgführern Andreas Thiess (l.) und Meinolf Pantel (r.).


Auf dem Rückweg nach Garbova (Urwegen)

Albert stieg für Fotos an der Bauernburg im Ort aus, ich brachte in der Zwischenzeit Andreas und Meinolf zurück zu ihrem Haus. Auf dem weiteren Weg hielt ich für Albert noch an der Grefenburg von Calnic (Kelling). Während er seine Fotos machte, kam eine bettelnde Zigeunerfamilie ans Auto, so dass ich wieder einstieg und die Türen verschloss.


Cetatea Calnic (Kelling)

An der Kirchenburg von Sebes (Mühlbach) legten wir ebenfalls noch einen Fotostopp ein. Im Anschluss kauften wir in einem gegenüber liegenden Kiosk Getränke und fuhren schließlich zur Schlossruine Martinuzzi in Vintu de Jos (Unterwinz). Albert kletterte dort kurz entschlossen über das Tor und ich folgte ihm. Während er sich ungestört auf dem Areal bewegen konnte, hatte mich sofort ein Pferd, welches dort graste, als unliebsamen Besucher ins Visier genommen. Aufgrund eines recht schmerzhaften Kindheitserlebnisses habe ich vor Pferden doch einen gewissen Respekt; und als ob das Tier dies ahnte, verfolgte es mich mit immer schnelleren Schritten. So trat ich sehr zügig den Rückweg an ;-) Das Pferd ließ Albert hingegen anschließend natürlich in Ruhe passieren...


Ehemalige Kirchenburg von Sebes (Mühlbach)


Castelul Martinuzzi, Vintu de Jos (Unterwinz)

Da wir am Morgen früh aufgebrochen waren, hatten wir nun genügend Zeit zur Verfügung, um auch die Ruine der Cetatea Zebernicului (Burg Zebernik) bei Valea (Vintului Wintzbach) zu besuchen. Nachdem wir die richtige Straße gefunden und schnatternde Gänse hinter uns gelassen hatten, parkte ich neben einem Kiosk am Dorfrand.

Der Burgberg fiel nach allen sichtbaren Seiten steil ab und so fragte ich am Kiosk, welchen Weg wir gehen müssten. Ein junger Mann führte uns zum Berg und zeigte mit dem Wort "sus" (oben / hoch) auf einen mit Dornen verwachsenen Pfad, der steil nach oben führte. Ungläubig fragte ich noch zweimal nach, ob dies tatsächlich der einzige Weg sei - und scheinbar war er das. Um es gleich vorweg zu nehmen: Auch Zebernicului gehört wohl zu jenen Burgen, die mich vermutlich kein zweites Mal sehen werden!

Nach einem Kampf durch die Dornen wurde der Pfad derart steil, dass ich ihn stellenweise nur auf allen Vieren bewältigen konnte. Himmel, war das anstrengend! Hinzu kam, dass meine inzwischen wieder gänzlich aufgescheuerten Fersen mittlerweile derart stark schmerzten, dass ich den Tränen nahe war. Nix da, ich konnte nicht mehr! So lehnte ich mich an einen Baum, nahm zwei Schmerztabletten und machte erst mal Pause. Irgendwann raffte ich mich auf, weiter zu gehen und dachte mir jede Minute, dass ich bald doch ENDLICH mal oben ankommen müsse. Stattdessen endete der Pfad an einer Felswand, die ich schließlich auch noch erklimmen musste. Und das bei 34°C *schwitz* Mein Standartgedanke in solchen Situationen ("Ich suche mir ein anderes Hobby!") nahm in dem Moment wieder deutliche Formen an...

Schließlich hatte ich es dann doch noch geschafft und ließ mich erst mal ins Gras fallen, um durchzuatmen und die tolle Fernsicht zu genießen. Als ich mich etwas erholt hatte (mittlerweile wirkten auch die Schmerztabletten und meine Füße taten nicht mehr ganz so weh), machte ich mich auf, um den verwachsenen Burgberg zu erkunden. Auf drei Seiten klaffte eine steile Felswand in die Tiefe. Um die wenigen Mauerreste und die versteckte Felsenkammer zu finden, musste ich mich erneut durch die Hecken schlagen; aber Hauptsache, ich war oben und hatte die Ruine der Burg gesehen, deren Ursprünge ins 13. Jahrhundert zurück reichen.


Cetatea Zebernicului, Valea Vintului (Wintzbach)

Der Abstieg war aufrechten Ganges fast ebenso wenig zu bewältigen, wie der Aufstieg. So setzte ich mich schließlich hin und ließ mich den gesamten Abhang runter rutschen. Meine Hose hat es überraschenderweise überlebt.

Wieder im Dorf angekommen, kaufte ich mir erst mal ein kühles Getränk und lud den jungen Mann, der uns den Weg zum Burgberg gezeigt hatte, auf ein Bier ein. Daraufhin wollte er mir ein besonderes Foto ermöglichen, führte mich zu einem Pferd (ich erinnere an Vintu de Jos - ich und Pferde!) und wollte, dass ich aufsteige. Ich hatte mich dem Pferd inzwischen zwar in einem großen Bogen genähert und versuchte es auch, jedoch kam ich da partout nicht hoch. So hievte er mich schließlich nach oben und sprang selbst aufs Pferd, welches sich dabei erschreckte und einen Satz machte, was ich wiederum unter grölendem Gelächter der Dorfgemeinschaft mit einem lauten Schrei quittierte. Albert war ja fein raus, er konnte während dessen das gesamte Schauspiel auf Fotos festhalten ;-)



Ich und Pferde - zwei Welten treffen aufeinander...

Als nächstes stand schon wieder eine "Laufburg" auf dem Programm, an der ich zwei Jahre zuvor gescheitert war. Damals war der aufsteigende Viehtriebweg vom Regen derart aufgeweicht, dass er nahezu nicht zu bewältigen war und ich abbrach. Und wäre ich dieses Mal alleine gewesen, hätte ich definitiv keine Motivation mehr gehabt, dort noch hinauf zu steigen. Aber zum Glück war ja Albert dabei, sonst hätte ich die Ruine der Burg Tauti (Ratzenhaus) bei Alba Iulia (Karlburg) nächstes Jahr nochmals einplanen müssen.

Natürlich versuchte ich wider jede Vernunft jeden irgendwie möglichen Meter den Berg hinauf zu fahren, was darin resultierte, dass ich mit dem Wagen aufsetzte und das Nummernschild abriss. Also dieses wieder anschrauben und dann doch laufen *stöhn* Ich war schon jetzt total ausgepowert und die Hitze zwang uns auch zu zwei, drei Pausen, aber nach 1,5 Stunden über Wiesen mit unzähligen Heuschrecken und durch den Wald hatten wir es endlich geschafft. Mein Handventilator leistete mir an diesem diesen Tag gute Dienste!
Über den Graben, wo wir zwei Rehe aufschreckten, kletterten wir zu den an der steilen Hangseite gelegenen Ruinenresten, die nicht wirklich leicht zu erkunden waren, zumal es hier schon lange keine Wege mehr gab. Hätte ich anhand des Grundrisses in meiner Tasche nicht gewusst, wo die Mauern stehen, hätte ich sie aller Wahrscheinlichkeit nach gar nicht erst gefunden. Albert war schon weiter oben, während ich mich durchs Gestrüpp schlug und drei weitere große Mauerstücke fand. Da Albert diese auch sehen und fotografieren wollte, blieb ihm schließlich nichts anderes übrig, als nochmals den Hang hinunter zu klettern ;-)


Cetatea Tauti (Ratzenhaus), Judetul Alba


Geschafft, der Gipfel ist erreicht

Auf dem Gipfel angekommen, musste ich gleich mal Birgit anrufen, mit der ich im Sommer 2006 an dem aufgeweichten Weg zur Ruine gescheitert bin (meine Handyrechnung freut sich...). Und ich war schon ein wenig stolz, hier heute doch noch hochgekommen zu sein.


Ausblick von der Burgruine Tauti (rechts die Stelle einer einstigen Daker- oder Römersiedlung auf dem gegenüberliegenden Berg)

Das war die letzte planmäßige "Laufburg" der diesjährigen Tour, juhu! Ab so fort sollte es nur noch "Fahrburgen" geben (dachte ich zumindest...).

Nach der (mal wieder) verschlossenen Ruine der Kirchenburg von Sard (Schard) fuhren wir zur Kirchenburg von Ighiu (Krapundorf), bei welcher die Zeiger der Turmuhr (wie fast überall) bereits vor Jahren stehen geblieben waren. Außer dem Torhaus ist dort von der Kirchenburg nur noch wenig erkennbar, die imposante Kirche wurde später im Barockstil neu erbaut. Vor dem Tor posierte eine "leicht verwirrt" wirkende Frau so lange vor meiner Kamera, bis ich ein Bild von ihr machte, wonach sie ohne ein Wort weiter ging. Strange... Im Inneren der Kirche, die wir besichtigen durften, war in einem Nebenraum ein kleines Museum mit alten Möbeln und historischen Bildern der Kirchenburg eingerichtet. Zu meiner Überraschung fand sich dort auch ein altes Foto der Burgruine Ika, die wir zwei Tage zuvor besucht hatten. Vor der Kirche erfreute ich drei Hunde schließlich noch mit Futter.


Die Kirchenburgen von Sard (Schard) und Ighiu (Krapundorf, rechts & unten)

Nach einem Fotostopp am entfernten Burgfelsen der Cetatea Piatra Craivii (ursprünglich dakische Festung, später Burgstelle) fuhren wir vorbei an einer Schafherde in den nächsten Ort, Bucerdea Vinoasa (Botschhard). Dort sollte es laut Internet eine Kirchenruine geben. Im Dorf fragte ich einen älteren Mann nach deren Lage, zu meiner Verwunderung antwortete er mir jedoch, dass es hier keine Kirchenruine gäbe. Ich war mir jedoch sicher, Recht zu haben, und so fragte er bei einem anderen Dorfbewohner nach. Dieser wusste zum Glück besser Bescheid und eine Straße weiter schickte man uns den Hügel hinauf. Wir wollten erst laufen, aber man gab mir zu verstehen, dass wir zur Kirche fahren könnten. Umso besser! Die beiden Männer gingen voraus und ich fuhr langsam mit dem Auto hinterher. Mitten auf dem Weg stand ein liegen gebliebenes Auto, welche man extra wegen uns schließlich noch zur Seite schob. Dabei stand die Kirchenruine quasi direkt dahinter, wir hätten also ohne weiteres auch dort parken und laufen können.

An der Außenwand der kleinen Kirche waren noch Reste von gemalten Verzierungen erkennbar und ein Kreuz des vorgelagerten Friedhofes warf im Licht der tief stehenden Sonne einen lang gezogenen Schatten auf die Wiese.


Ruinele Bisericii Bucerdea Vinoasa (Botschhard)

Von nun an fuhren wir im Wettlauf mit der untergehenden Sonne, denn wir wollten an unserem vorletzten Tag noch so viel wie möglich sehen. Die Kirchenburg von Cricau (Krakau) war dem entsprechend eigentlich nur als Fotostopp eingeplant, direkt daneben stand jedoch das restaurierte Adelshaus Conacul San Benedictus, in welchem auch übernachtet werden kann. Die nette Dame lud uns sogleich in das Haus zur Besichtigung ein, zeigte uns das museal eingerichtete Erdgeschoss und gestattete uns gerne zu fotografieren. So wurde der hiesige Aufenthalt zwar länger, als geplant, aber das war auch O.K.


Casa Orthodoxa & Kirchenburg Cricau (Krakau)

Es war bereits dunkel, als wir Uioara de Sus (Oberdorf) erreichten, wo ich die Hoffnung hatte, zumindest noch per Stativ und Langzeitbelichtung ein paar Fotos von den beiden dortigen Teleky-Schlössern machen zu können. Eines davon war jedoch von der Straße aus nicht einsichtig und ich hatte keine Lust, bei Dunkelheit noch über das dahinter gelegene Feld zu laufen. Mehr Glück hatte ich bei dem an der Straße gelegenen Anwesen, welches immer wieder durch vorbeifahrende Autos angeleuchtet wurde.

Im benachbarten Ocna Mures entdeckte ich schließlich auch noch ein imposantes, leer stehendes Gebäude, welches ich als Schloss identifizierte. Bei der späteren Recherche im Internet stellte sich jedoch heraus, dass es sich um das ehemalige (und inzwischen ruinöse) Salz-Heilbad handelte. Dennoch ein schönes Fotomotiv, leider nicht zugänglich.


Castelul Teleky, Uioara de Sus (Oberdorf) & ehemaliges Heilbad von Ocna Mures

Um Mitternacht waren wir wieder in Cluj-Napoca (Klausenburg). Wir tankten voll und gingen etwas essen, anschließend wollten wir den "dezent" zugestaubten Wagen waschen lassen. Gerade wollte ich in die Waschanlage fahren, als mir ein seltsames Geräusch auffiel und Albert meinte, wir hätten einen Platten. Das durfte doch nicht wahr sein; was wir ohne Folgen für unmögliche Strecken gefahren sind - und jetzt zogen wir uns an der Tankstelle ein Loch im Reifen zu. Wir pumpten den Reifen noch mal auf, das Loch war jedoch so groß, dass wir es uns frühestens während der letzten Kilometer auf der Hauptstraße zugezogen haben konnten, wahrscheinlich tatsächlich erst an der Tankstelle. Aber es nutzte ja nichts, der Reifen musste gewechselt werden. Dabei kam uns ein Mitarbeiter der Tankstelle zu Hilfe, so dass wir es zumindest nicht selbst machen mussten. Na ja, zwei Platte Reifen und eine verlorene Radkappe während der letzten sechs Jahre sind bei den Straßenverhältnissen in Rumänien eigentlich kein so schlechter Schnitt...

Bei unserer Unterkunft in Cluj gab es schließlich das nächste Problem - der elektronische Schlüssel für die Eingangstür funktionierte nicht. Daraufhin rief ich Attila an, der telefonisch regelte, dass wir doch noch ins Bett kamen. Na ja, mehr oder weniger zumindest. Alberts Bett war nämlich belegt... So schlief er auf dem Boden, wo wir alle verfügbaren Decken und Kissen ausbreiteten, während ich mich ohne Decke auf die Couch legte. Ich glaube, in diesem Moment war uns schon alles egal; inzwischen war es 3.00 Uhr nachts und wir wollten einfach nur noch schlafen!


 

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