Rumaenienburgen

 

 
News         Der kleine Vampir         Dracula, Vampire & Vampirismus         Über mich
Reiseberichte & Fotos meiner Reisen         Newsletter         Impressum, Kontakt & Rechtliches
Table of contents - English navigation menu

 

Schlösser, Sonnenuntergänge und schmerzende Füße
Burgen in Transsilvanien, Maramures und der Bukowina - Tagebuch meiner siebten Rumänienreise im Juli 2008


7. Tag, 18. Juli 2008
 


Bei Anruf Tod - sehr Vertrauen erweckend ;-)

Auch heute hatten wir wieder Bilderbuchwetter und so brachen wir am frühen Morgen auf nach Harman (Honigberg) und Prejmer (Tartlau) - neben Biertan (Birthälm) zwei der größten und bekanntesten Kirchenburgen Rumäniens.
Der Ort Harman wurde durch den deutschen Orden gegründet und erstmals 1240 urkundlich erwähnt. Etwa im gleichen Zeitraum wurde die Kirchenburg erbaut, welche heute als eine der am besten erhaltenen bäuerlichen Wehrbauten der Siebenbürger Sachsen gilt.


Die Kirchenburg von Harman (Honigberg)

Wie Harman, stammt auch die Kirchenburg in Prejmer aus der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts, ihre Befestigung erfolgte im 16. Jahrhundert. Prejmer, mit ihren über 200 Vorratskammern die größte Kirchenburg Siebenbürgens, wurde aufwendig restauriert und ist heute ein beliebtes Ausflugsziel. So blieben auch wir nicht vor Touristenmassen verschont, welche stoßweise gleich mit mehreren Reisebussen angekarrt wurden. Dennoch verliefen sich die Menschenmassen weitestgehend im großflächigen Inneren, so dass wir trotzdem gute Möglichkeiten zum ungestörten Fotografieren hatten.


Die Kirchenburg von Prejmer (Tartlau); links die Wehrmauer mit Wehrturm, rechts die Vorratskammern


Der Wehrgang sowie der Flügelaltar der Kirchenburg Prejmer (Tartlau)


Im Inneren der Kirchenfestung verfolgte eine struppige Katze neugierig meine Fotoexkursion

Das Tor der Kirchenburg von Ilieni stand Dank Restaurierungsarbeiten offen und auch die Kirche schloss man uns gerne auf. In Sfantu Gheorghe (Sankt Georgen) hingegen hatten wir weniger Glück, die Kirchenfestung war wie erwartet nicht für Besucher zugänglich. So umrundeten wir sie über den Friedhof mit einer Straße aus Statuen und verzierten Gruften und machten von dort unsere Außenaufnahmen.


Kirchenburg Ilieni (Ilgendorf)


Kirchenburg Sfantu Gheorghe (Sankt Georgen)

Ebenfalls verschlossen war die Kirchenburg von Arcus. Während Albert in einer Seitenstraße sein Glück versuchte, kletterte ich kurz entschlossen über die niedrige Mauer, um auch Fotos der Seitenansicht mit den Wehrtürmen zu ergattern. Am Auto verfütterte ich schließlich meine Brote an einen Straßenhund; etwas anderes hatte ich ihm nicht anzubieten, aber er freute sich darüber, und das war die Hauptsache. Im Anschluss wollten wir herausfinden, was sich hinter dem Ruinenzeichen unweit des Ortes auf meiner Straßenkarte verbirgt. Ein alter Mann ließ mich auf meine Nachfrage jedoch wissen, dass dort keinerlei Mauerreste mehr zu finden seien. So sparten wir uns den Aufstieg auf den Hügel und statteten dafür dem Castelul baronului Szentkereszti Zsigmond (Schloss Szentkereszti) aus dem 19. Jahrhundert in Arcus noch einen Besuch ab.


Kirchenburg Arcus


Castelul Szentkereszti, Arcus

Nach den Burgbergen von Valea Crisului und Calnic sowie dem Castelul Kálnoky in Valea Crisului und der einstigen Kirchenburg von Ghidfalau hielten wir für weitere Aufnahmen noch kurz an verschiedenen Adelshäusern.


Kirchenburg Ghidfalau


v.l.n.r.: Conacul (Adelshaus) Czetz János, Ghidfalau / Conacul Zoltan / Castelul (Schloss) Bethlen, Zoltan / Castelul Mikó, Olteni

Nach einem weiteren Fotostopp am Burgberg der Cetatea Vápa bei Bixad folgte endlich die erste "richtige" Burg dieses Tages. Kirchenburgen und Herrenhäuser sind zwar ganz nett, aber für mich auf Dauer doch etwas eintönig. Da ist mir eine schöne Burgruine lieber. Unsere Fahrt ging auf kurvigen, aber weitestgehend gut ausgebauten Straßen quer durch die Berge bis zu dem nur wenige Häuser zählenden Ort Baile Balvanyos (Bad Götzenburg), der scheinbar lediglich aus einem Restaurant und einer Ansammlung aus Ferienhäuser zu bestehen schien. Der Blick auf den Burgberg bestätigte meine vorherige Befürchtung - es war mal wieder laufen angesagt. Im Grunde nicht so ein Problem für mich, wenn eine Burg das Ziel ist und der Weg nicht endlos oder extrem steil ist - allerdings machten mir meine aufgescheuerten und merklich schmerzenden Fersen vom Vortag noch immer zu schaffen. Deshalb fuhr ich den Waldweg auch erst mal so weit wie möglich den Berg hinauf (war ja nicht mein Auto), bis wirklich nichts mehr ging. Unsicher, ob wir an der richtigen Stelle waren, fragten wir nochmals nach dem Weg und wurden von einem deutschsprachigen Wanderer gleich darauf auf ein Bärenkind im Wald hingewiesen. Und wo ein Kind ist, kann die Mutter nicht weit sein...


Burgberg & Moosstein der Cetatea Balványos (Bad Götzenburg)

Der Aufstieg war in 30 Minuten gut zu bewältigen und nur auf einem kürzeren Stück etwas steiler, bei dem meine Füße wieder wehtaten. Aber ich machte dann einfach eine kurze Pause, während Albert schon mal vorging. Die Kamera hatte ich zwar stets griffbereit, von Bären aber keine Spur. Lediglich ein entferntes Rascheln vernahm ich ab und an im Gebüsch, aber das hätte auch zig andere Ursachen haben können.

Die Burg aus dem 13. Jahrhundert, von der noch Ruinen des Tors, des Turms und weitläufig im Wald verteilt beachtliche Mauerreste standen, wurde von einem strahlend blauen Postkartenhimmel überdacht. Der steile Abstieg zu den tiefer gelegenen, hinteren Ruinen war zwar nicht immer ganz einfach, aber selbstverständlich wollte ich auch hier wirklich alles sehen und erkunden.


Cetatea Balvanyos


Albert und ich auf der Burgruine Balvanyos

Auf dem Rückweg fielen Albert und mir mehrere frisch zerbrochene und stark zerkratzte dicke Äste auf, die bei unserem Aufstieg definitiv noch nicht auf dem Pfad zur Burg gelegen hatten. Offensichtlich war die Warnung vor Bären also tatsächlich nicht unbegründet gewesen. Aber es blieb, wie schon bisher - wir bekamen keine zu Gesicht.

Nach Fotostopps an der Kirchenburg von Turia und der Cetatea (Capela) Perkö bei Sanzieni erreichten wir Targu Secuiesc. Albert erspähte zwischen den Häusern ein interessant erscheinendes Gebäude, bei näherer Betrachtung stellte sich allerdings heraus, dass es sich lediglich um ein Museum handelte. Gegenüber stand jedoch ein verlassenes und ruinöses Kloster; leider mit vergitterten Fenstern & Türen und nicht zugänglich. Die bunten und verzierten Häuserfassaden der Altstatt luden uns kurz darauf ebenfalls noch zum Fotografieren ein.


Kirchenburg Turia & ruinöses Kloster Targu Secuiesc


Häuserfassaden in Targu Secuiesc

Die nächste Burgruine war von der Größe und dem Mauerwerk ähnlich, wie der Burgrest bei Bistrita am zweiten Tag - nur mit dem entscheidenden Unterschied, dass hier noch ein Turm stand. Warum sich von der Cetatea Ika bei Cernatu de Sus (Obertschernatun) gerade dieser und ansonsten so gut wie gar keine sichtbaren Mauern erhalten haben, konnte ich bislang nicht Erfahrung bringen. Nach der Überquerung einer etwas lückenhaften Holzbrücke (wie ich das "liebe"...) und dem kurzen Aufstieg haben Albert und ich das gesamte Burgareal erkundet, außer dem vergitterten Turm waren noch der in den Fels gehauene, verwitterte Graben sowie Erdwälle und minimale Mauerspuren erkennbar. Auf dem Rückweg durch Cernatu de Sus, wo ich die ebenfalls die einstige Kirchenburg fotografierte, waren (wie oft am Abend in den Dörfern) wieder eine Menge von der Weide heimkehrende Kühe unterwegs.


Cetatea Ika, Cernatu de Sus (Obertschernatun)


Eine meiner "heiß geliebten", lückenhaften Holzbrücken

Der Tag neigte sich langsam dem Ende, aber wir wollten auch noch die letzten Sonnenstrahlen ausnutzen und fuhren nach Dalnic, wo in meiner Karte ein weiteres Adelshaus verzeichnet war. In dem überwiegend ungarisch besiedelten Ort war es für mich leider unmöglich, mich zu verständigen, so dass ich nichts über die Geschichte oder Erbauer des Anwesens in Erfahrung bringen konnte. Später im Internet wurde ich darauf aufmerksam, dass in Dalnic gleich mehrere Adelshäuser stehen: Conacul Gál, Ansamblul conacelor Hadnagy, Casă parohială, Conacul Beczásy und Casa Bajka. Da von keinem ein Foto aufzutreiben war, habe ich bislang leider keine Ahnung, welches Gebäude ich eigentlich fotografiert habe. Ich hoffe aber, dass ich es irgendwann noch heraus bekomme.


Conacul Dalnic

Nach einem letzten Fotostopp am ehemaligen Burgberg bei Moacsa, fuhr ich die Straße noch ein Stück weiter, obwohl sie entgegen unserer eigentlichen Richtung lag. Aber die Vergangenheit hat mir gezeigt, dass man abseits der Hauptstraßen ab und zu auch noch auf historische Gebäude stößt, die in keiner meiner Karten verzeichnet sind. Und auch in diesem Fall täuschte mich mein Instinkt nicht. Über eine unbefestigte Schotterstraße mit zahlreichen Schlaglöchern landeten wir in dem Dorf Padureni am Lacu Beseneu. Und nahezu am Ende des Dorfes stand rechts ein Haus, welches Alberts und mein "geschultes Auge" sofort als eines "mit adligem Ursprung" klassifizierten.

So stiegen wir aus, um Fotos zu machen, als ein Mann auf uns zukam, dessen Gesten wir zuerst so interpretierten, dass wir keine Bilder machen sollten. Wie sich jedoch heraus stellte, war genau das Gegenteil der Fall. Der Mann entpuppte sich als Besitzer des Hauses, noch dazu ein nach Rumänien ausgewanderter Holländer, der uns auf sein Grundstück einlud und uns dort von sich, dem Dorf und der Geschichte des Hauses berichtete. Es handelte sich um ein Gutshaus aus dem Jahre 1825 (Conacul Babós-Forró, ung. Forró kúria).

Wir machten ein paar Fotos - mittlerweile war es bereits dunkel, über dem Haus oberhalb des Sees schien der Vollmond und um den Baum flatterten zwei Fledermäuse - als uns der Besitzer gestattete, auch den Keller und die (noch leeren) Innenräume zu besichtigen. Ein tolles Highlight und ein Glück, dass ich diesen Weg noch gefahren bin.


Conacul Babós-Forró, Padureni

Im Keller zeigte uns der Besitzer noch den alten Steinbackofen und seine Sense, aus einem Eimer zog er irgendein Schalentier; keine Ahnung, was genau das war, aber irgendwie sind mir diese Tiere nicht geheuer ;-) Als wir uns verabschiedeten, empfahl er mir noch ein ungarisches Buch mit dem Titel "Kuriák Földje" (Beschreibung der Adelshäuser in Dreistuhl).  Jetzt bin ich natürlich heiß darauf, dieses Buch irgendwie zu bekommen.

Auf dem Rückweg verpassten wir in der Dunkelheit die Abzweigung zur Hauptstraße. Erst begegnete uns ein Igel auf der Straße, dann sogar mehrmals Eulen. Leider waren diese recht unwillig, sich fotografieren zu lassen und so gelang mir lediglich ein einziges, noch dazu unscharfes Bild. Umzukehren erschien uns unsinnig und so wählten wir vom Nachbardorf Anghelus anhand meiner Straßenkarte einen anderen (vermeintlichen) Verbindungsweg zur Hauptstraße. Dieser entpuppte sich nach etwa 500 Metern jedoch als ein von Fröschen besiedelter, unbefahrbarer Feldweg, so dass wir letztendlich den Umweg über Sf. Gheorghe zurück nach Brasov nehmen mussten.


Eine von mehreren Eulen bei unserer nächtlichen Irrfahrt, die in einem Feldweg endete.
 

>>> weiter zum 8. Tag >>>

<< zurück zum 1. Tag <<
 


Diese Seite ist als Unterseite Bestandteil von DerkleineVampir.deGruft-der-Vampire.de