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Von Schlössern, Schluchten und schlechten Straßen -
2600 Km quer durch Rumänien
~ Tagebuch meiner 5. Rumänienreise; August 2007 ~
8. Tag
Nach einem leckeren Frühstück bei Sara erkundigte sie sich im Dorf, wo wir unseren platten Reifen reparieren könnten. Ich wollte das nicht der Mietwagenfirma überlassen, weil es dort sicherlich teurer gewesen wäre und zudem wollte ich die letzten Tage nicht ohne Reserverad rumfahren. Bei nochmaliger Panne hätte das fatal sein können. So fuhren wir nach Rupea zu einem Vulkanisierer, der das Rad für 12 RON (etwa 4 Euro) flickte. Solche Preise hätte ich in Deutschland manchmal auch gerne; hier hätte man mir mit Sicherheit neue Reifen angedreht...
Unser erstes Ziel war die Kirchenburgruine in Cobor
(Kiewern), die
ich 2006 nach zweimaliger Irrfahrt in den Jahren zuvor endlich gefunden hatte.
Heute wollte ich dort Infrarotfotos machen. Im Vergleich zu letztem Jahr war die
unbefestigte Straße längst nicht mehr so schlimm, ein Teil der damaligen
Schlaglöcher wurde inzwischen aufgeschüttet. In Cobor selbst schien sich jedoch
kaum etwas verändert zu haben, als sei die Zeit hier stehen geblieben. Keine
Autos, keine Tiere und nahezu keine Menschen auf den Straßen. Ein Großteil der
Häuser in Cobor sind verlassen und stehen in Trümmern; nicht mal ein Wind wehte,
keine Vögel waren am wolkenverhangenen Himmel zu sehen und irgendwie war
es unnatürlich still. Als sei dieser Ort in Vergessenheit geraten.
Ich schraubte gerade meine Kamera vor dem rissigen Turm aufs Stativ, als mir von
der Straße zwei Männer etwas zuriefen. Da ich kein Wort verstand, ging ich zu
ihnen hinunter; sie fragten mich jedoch nur nach einer Zigarette. Wieder am Turm angekommen fiel mir auf, dass das ruinöse Häuschen, welches
letztes Jahr noch vor der Burg stand, inzwischen gänzlich verschwunden war. Nur
die Abzeichnung des Dachgiebels an den Mauern erinnerte noch daran. Da ich
bereits damals Bekanntschaft mit der morschen Treppe und einer unter mir
durchbrechenden Stufe im Turm machte, verzichtete ich dieses Mal auf den
Aufstieg und auch den hinteren Wehrturm, dessen Decke jeden Moment einzustürzen
drohte, durchquerte ich nicht mehr. Wie Sara mir erzählte, wolle sich nun ein
Franzose um die Burgruine kümmern; ich konnte mir jedoch nur schwer vorstellen,
dass sich in diesen abgelegenen, immerhin fast 20 Km von der nächsten
Hauptverkehrsstraße entfernten und weitestgehend unbekannten Ort, tatsächlich
Touristen locken würden. Zumal an der Burg erst einiges instand gesetzt werden
müsste, bevor sie wieder gefahrlos zu betreten sei.
Glockenturm der Kirchburg Cobor (Kiewern)
Nachdem wir Cobor verließen, wollten wir von Crihalma eigentlich über Halmeag nach Sercaia auf die Hauptstraße zurückkehren. Die Kirchturmspitze von Halmeag war nach einigen Kilometern auf der halb zugewachsenen "Straße" bereits zu sehen, als vor uns ein großes Loch im Boden klaffte. Hier konnte man höchstens noch mit einem Traktor weiterfahren. Also hieß es erstmal ein paar hundert Meter rückwärts bis zur nächsten Wendemöglichkeit und in meiner Rumänienkarte konnte ich eine weitere Straße als unbefahrbar streichen.
Bei der Ruine der Abtei von Carta (Kerz) legten wir einen kurzen Fotostopp ein und fuhren anschließend quer durch die Mitte Siebenbürgens. Am Horizont war die Kulisse der im Nebel liegenden Karpatenberge zu sehen, am Wegesrand standen einsam auf einem Hügel drei Kreuze.
Carta (Kerz)
Auf der Weiterfahrt legte wir Fotostopps an den (allesamt verschlossenen) Kirchenburgen von Chirpar (Kirchberg), Vard (Werd), Agnita (Agnetheln), Dealu Frumos (Schönberg), Merghindeal (Mergeln), Cincu (Grossschenk) und Rodbav (Rohrbach) ein.
Vard (Werd)
Agnita (Agnetheln) & Dealu Frumos (Schönberg)
Chirpar (Kirchberg) & Rodbav (Rohrbach)
In Merghindeal (Mergeln) stand vor der Kirchenburg das leer stehende, ehemalige Schulgebäude. Fenster waren zerbrochen und die Decken waren rissig. Ich trat ins Innere und durchstreifte die Räume, als aus einer dunklen Ecke ein drohendes Knurren zu vernehmen war. Offensichtlich hatte sich ein Straßenhund das ruinöse Gebäude als Behausung auserkoren und so zog ich es vor, es schnell wieder zu verlassen.
Kirchenburg von Merghindeal (Mergeln)
Im Inneren der ehemaligen Schule von Merghindeal (Mergeln)
Zum Schluss machten wir einen Abstecher nach Felmer (Felmern), wo sich laut Sara die Ruine einer Kirchenburg befand, welche nicht in meiner Karte eingezeichnet war. Dort angekommen war das Tor verschlossen und ich ging um sie herum, um von allen Seiten Fotos machen zu können. Ich befand mich gerade auf der Rückseite, als die Glocken im Turm geläutet wurden. Schnell lief ich nach vorne und ging durch die inzwischen geöffnete Tür. Der Junge, welche die Glocken läutete und sich auf meine Nachfrage gerne fotografieren ließ, holte daraufhin einen deutsch sprechenden Mann. In einem überaus schroffen Ton fragte er mich "Was sucht ihr hier?" Ich erzählte ihm kurz von meinem Interesse an rumänischen Burgen und fragte ihn freundlich, ob es möglich sei, auch die Kirche von innen zu besichtigen. Gleich bleibend unfreundlich und abweisend erwiderte er nur "Das geht nicht!", woraufhin wir Felmer wieder verließen.
Ruine der Kirchenburg Felmer (Felmern)
Auf dem Rückweg fütterte ich wieder einige Hunde, während hinter der Kirche von Soars die untergehende Sonne den Himmel in intensiven Farben aufleuchten ließ. Auf der Fahrt nach Viscri (Deutsch-Weißkirch) begann es erst zu regnen, schließlich setzte ein starkes Gewitter ein. Ein Reh sprang über die Straße, von einem Pfosten flog eine Eule weg; die Bäume am Wegesrand bogen sich im Sturm und Blitze zuckten über den Nachthimmel. Ein unheimliches Szenario. Vor uns gab es plötzlich einen Schlag und ein helles Licht blitze auf. Nur ein Stück weiter lag brennendes Holz auf der Straße, offensichtlich hatte ein Blitz eingeschlagen. Ich war doch etwas erleichtert, als wir kurze Zeit später Viscri erreichten und der Regen wieder nachließ.
Bei Sara aßen wir Gemüseeintopf, gingen duschen und anschließend ins Bett, während vom Dorf das Jaulen von Hunden zur Burg hinauf drang.
Kirchenburg Soars (Scharosch)
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