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13. Tag
Fr. 02. August 2019
Es regnete nach wie vor, wenn auch deutlich schwächer. Während Susanne frühstücken ging, blieb ich im Bett und schlief noch bis kurz vor 10 Uhr. Letztendlich die richtige Entscheidung, schließlich lag heute noch eine Fahrt von über 650 km mit Ziel Budapest vor uns. So war ich wenigstens fit dafür.
Eigentlich war für heute der Besuch der Cetatea Salgo bei
Sibiel angedacht, der Aufstieg dauert jedoch selbst bei gutem Wetter zweieinhalb
Stunden. Da es die letzten Tage stark geregnet hatte und somit alle Wege
aufgeweicht sein würden, ließen wir sie aus. Zumal es zugegebenermaßen auch
nicht sonderlich klug von mir war, diese Burg mit weitem Laufweg ans Ende der Tour zu
setzen, wo unsere Energiereserven bereits aufgebraucht waren.
Stattdessen
machten wir einen Abstecher zur schönen Kirchenburg in Cristian (Großau) aus dem
13. Jahrhundert, wo ein Storch tiefenentspannt auf der Straße stolzierend den Durchgangsverkehr
verlangsamte. Am Flussufer sammelten zwei Frauen Abfälle ein, denen ich zu deren
Freude als
dankende Anerkennung etwas Geld zusteckte.
Im Hof der Kirchenburg richtete man gerade Tische und ein Buffet für eine Festlichkeit. Trotzdem nahm man sich gerne die Zeit, um uns alles aufzuschließen und zu zeigen. Im Speckturm wurde vielerlei Dinge, wie Würste, Marmelade und andere selbstgemachte Lebensmittel angeboten. Dort kaufte ich für Melanie, die während dieser Reise meine Katze versorgte, Marmelade ein Dankeschön.
Biserica fortificata Cristian (Großau)
Als nächstes wollten wir die neuromanische Kirche in Almas besuchen, die noch
Reste der früheren Wehrmauer samt einer Schießscharte beinhaltet.
Unser Weg endete allerdings auf einem unbefestigten Feldweg, der schlichtweg
unbefahrbar war. Es hätte mit einem Umweg über die Autobahn zwar noch eine andere
Anfahrtsmöglichkeit gegeben, aber unsere Motivation war nicht mehr sonderlich groß. So
drehten wir um und fuhren weiter.
Die Autobahn zwischen Deva (Diemrich) und Arad / Timisoara (Temeswar,
Temeschburg) war noch nicht durchgehend
fertiggestellt, weshalb es nach 45-minütigem Stau an der Abfahrt über
Landstraßen weiter ging, wo ich ein paar Mal anhielt, um Straßenhunde zu
füttern.
Cetatea Deva (Zitadelle Diemrich)
Da mir das Mausoleum von Tag 3 nicht aus dem Kopf ging und wir
aufgrund der ausgelassenen Burg Salgo noch ausreichend Zeit hatten beschlossen
wir, das imposante Bauwerk nochmals anzufahren. Von einem Bekannten aus Rumänien
hatte ich mittlerweile erfahren, wo im Ort der Schlüsselwächter zu finden sein
sollte. Das angegebene Haus war jedoch offensichtlich unbewohnt. Ich klopfte daraufhin an eine
Tür in der Nachbarschaft, als ein Mann in schleppendem Gang auf mich zukam. Es war jene
dubiose Person, die
uns bereits am dritten Tag unserer Reise zum Mausoleum gefolgt war. Sein Erscheinungsbild war,
sagen wir "gewöhnungsbedürftig". Er trug ein fleckiges, zerrissenes und mit
Filzstift bekritzeltes T-Shirt, seine ungewaschenen, lockigen Haare hingen ihm
ins Gesicht. Wiederum sprach ich ihn an und fragte ihn auf rumänisch erneut nach dem
Schlüssel zum Mausoleum und der Möglichkeit, es innen zu fotografieren. Er
deutete mir an, dass ich ihm folgen solle und ging auf ein Nachbargrundstück, wo
gerade ein anderer Mann aus dem Haus trat. Zwischen den beiden entfachte sofort
ein lautstarker Streit. Worum es dabei ging, verstand ich nicht, aber offenbar
musste zuvor etwas unter ihnen vorgefallen sein. Kurz darauf
verschwanden beide Männer im Haus, eine obskure Situation. Während ich wartete,
kam eine junge Frau aus der Tür, die mich auf englisch ansprach. Ihr erklärte
ich mein Anliegen und sie sagte mir, dass der Mann (jener mit dem schmutzigen
Shirt) ihr Vater sei und den Schlüssel besäße. Ich kann nur mutmaßen, warum er
uns das nicht bereits beim ersten Besuch zu verstehen gab. Jedenfalls ging die
Frau wieder hinein und kurz darauf kam ihr Vater mit dem heiß ersehnten
Schlüssel, ging mit uns zum Mausoleum und schloss es auf. Susanne und ich waren
entsprechend glücklich darüber, nochmals hier hingefahren zu sein und dass wir
diesmal Erfolg hatten.
Im Inneren der größeren Halle erhob sich über uns eine halb zerfallene Kuppel, neben der Eingangstür standen Bänke und auf einem Wagen ein leerer Sarg aus Metall. Der Mann zeigte indes Interesse an Susanne und folgte ihr auf Schritt und Tritt, was dazu führte, dass ich mir ein Schmunzeln nicht verwehren konnte. Derweil erzählte er unaufhörlich irgendwas mit schwammiger Stimme, verstehen konnten wir ihn aber nicht. Nachdem wir in der Halle alles fotografiert hatten, führte uns er uns über eine Wendeltreppe auf die Empore oberhalb der Eingangstür. Von dort zweigten wiederum Treppen und Leitern auf die beiden Glockentürme ab, von denen aber nur noch einer sicheren Fußes begehbar war.
Das
imposante Mausoleum wurde Mitte des 19. Jahrhunderts von einem Baron eines
österreichisch-ungarischen Adelsgeschlechts erbaut. Dessen Frau wurde
Anfang des 20. Jahrhunderts in der Krypta unter dem Mausoleum begraben,
nur ein halbes Jahr später fand auch der Baron seine Ruhestätte in der
Familiengruft. Die
Nachkommen des Barons haben ihre Grundstücke verkauft, einige von ihnen
sind nach Kanada ausgewandert, und das Erbe wurde in Stücke gerissen.
Nach dem Zweiten Weltkrieg entweihte der Bürgermeister des Ortes die
Gräber der Adelsfamilie, und alle Gegenstände wurden von ihm gestohlen.
Der Bürgermeister wurde erwischt und zu einer zweijährigen Haftstrafe
verurteilt.
Mausoleul
abandonat
Zum Dank gaben wir dem Mann etwas Geld, danach machte
Susanne noch Außenaufnahmen per Drohne.
Auf der Weiterfahrt legten wir einen Stopp am Conacul Damaszkin aus dem Jahr 1788 ein, nach dessen äußerem Erscheinungsbild ich eigentlich davon überzeugt war, dass es verlassen sei. Mehrere Fensterscheiben waren zerbrochen und Teile des Daches bereits eingestürzt. Hinter einem der Fenster brannte zu unserer Verwunderung jedoch Licht und eine Person bewegte sich im Inneren, sodass das baufällige Gebäude also tatsächlich noch bewohnt war. Von Fotos aus dem Internet wusste ich, dass die ungenutzten Bereiche komplett entkernt sind, deshalb verzichteten wir darauf zu klopfen, um eine Innenbesichtigung zu erfragen.
Conacul Damaszkin
Während unserer Fahrt Richtung Budapest setzte erneut Regen ein,
Stau inklusive, weshalb wir nur langsam voran kamen. An der Grenze gaben wir an
einer Tankstelle unser letztes rumänisches Bargeld aus und ich verfütterte den
Rest des Hundefutters an Straßenhunde, bevor wir in Ungarn essen gingen. Die
Übersetzungen auf der dortigen Speisekarte waren äußerst amüsant. Aus
"Blumenkohl" beispielsweise wurde im Englischen "cheese" (Käse), "Ananas"
übersetzte man mit "Hure". :-D Helfend wollte ich die Bedienung freundlich
auf die Fehler hinweisen, diese interessierte sich allerdings überhaupt nicht
dafür.
Übersetzungsfehler in einem ungarischen Restaurant
Wenige Minuten vor Mitternacht kamen wir bei unserem Hotel
"Népliget" in Budapest an, wo wir trotz der späten Stunde nett empfangen
wurden. Im Eingangsbereich stand ein gepflegtes Aquarium und auch sonst machte
die Unterkunft einen sauberen Eindruck. Im Zimmer warteten Schokolade,
Notizblock und Schlüsselanhänger als Willkommensgeschenke auf uns und das Bad
war mit einer Vielzahl an Pflegeprodukten ausgestattet. Lediglich der von der
Straße kommende Verkehrslärm war leider wieder mal recht laut (ob ich
diesbezüglich überempfindlich bin oder einfach Pech mit den Unterkünften hatte,
sei jetzt mal dahingestellt; allerdings eher letzteres). Auch dass es keine Nachttischlampe
und keinen Lichtschalter am Bett gab, war etwas ungünstig gelöst, weil man sich so
nach dem Ausschalten des Lichts im Dunkeln zum Bett tasten musste.
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